Russland: Russische Orthodoxe Kirche unterstützt russische Militärintervention in Syrien

Die Russische Orthodoxe Kirche unterstützt das militärische Eingreifen Russlands in Syrien. Erzpriester Vsevolod Tschaplin, der Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft des Moskauer Patriarchats, lobte die Erfolge der Militärintervention und bezeichnete sie als „friedensstiftende Operation“. Damit Syrien eine Chance auf Frieden habe, müsse man zuerst diejenigen beseitigen, die zu keinem Dialog bereit seien: „Mit Menschen, die sich der Mittel des Terrors, der Einschüchterung und der Verkündigung, dass bis zu 80% der Menschheit ihre Feinde seien, bedienen, gibt es keinen Weg, sich zu einigen und kann es auch nicht geben. Mit diesen Menschen muss man mit Gewalt fertig werden.“ Dabei verwies Tschaplin auf die Erfahrungen Russlands mit „Terrorismus“ auf dem eigenen Staatsgebiet – auf die Konflikte im Nordkaukasus in den 1990er und 2000er Jahren. Obwohl damals verschiedene Kräfte Russland nahegelegt hätten, nachzugeben und mit den „Terroristen“ zu verhandeln, hätte das Land begriffen, dass man diese entschlossen und mit Gewalt bekämpfen müsse. Der Kampf in Syrien sei kein religiöser Krieg, sondern „ein moralischer Kampf, der darin besteht, dem absolut unmoralischen und verbrecherischen Bösen des internationalen Terrors entgegenzutreten.“

Bereits kurz nach dem Beginn der russischen Luftangriffe Ende September hatte sich auch Patriarch Kirill positiv dazu geäußert: Da der politische Prozess die Situation nicht verbessert habe, benötige das syrische Volk militärischen Schutz. Russland habe die „verantwortungsvolle Entscheidung“ getroffen, seine Luftwaffe gegen das von Terroristen verursachte Elend einzusetzen, so der Patriarch.

Auch vor Ort begrüßten verschiedene Kirchenvertreter die russische Militär­operation an der Seite Bashar al-Assads. Der syrisch-katholische Patriarch von Antiochien, Ignatius Joseph III. Younan, sprach sich gegen einen Sturz des syrischen Präsidenten aus (s. in diesem Heft, S. 26–27). Ein diktatorisches Regime sei allemal besser für die Christen und andere Minderheiten als ein islamischer Totalitarismus. Russland unterstütze die legitime Regierung gegen „Kriminelle“. Mehrere syrische Bischöfe befürchten, dass bei einem Sturz Assads aus ihrem Land ein zweites Libyen werden könnte. Wegen der Unterstützung von Rebellengruppen kritisieren die Bischöfe daher auch die Syrienpolitik Europas und der USA. Der syrisch-katholische Erzbischof Jacques Behnan Hindo von Hassake-Nisibi warnte jedoch auch russische Kirchenvertreter davor, das russische Eingreifen in Syrien als „heiligen Krieg“ zu bezeichnen: „Den Begriff ‚Heiliger Krieg‘ benutzen die Jihadisten. Wenn wir diesen Begriff benutzen: Welche Unterschiede gibt es dann noch zwischen uns? […] Wir müssen uns vor Augen führen, dass Jihadisten nicht gegen Christen sind, sondern gegen alle. Angefangen bei den Muslimen, die sich ihrer Ideologie und Vorherrschaft nicht unterordnen.“

www.patriarchia.ru, 30. September, 19. Oktober; Kathpress,
2., 5., 16. Oktober 2015 – N. Z.

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