Russland: Russische Orthodoxe Kirche von Banklizenzentzügen betroffen

Die Zentralbank der Russischen Föderation hat zwei russischen Banken, der Ėrgobank und der Vnešprombank, bei denen auch zahlreiche Institutionen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) Konten unterhalten, die Lizenzen entzogen.

Als Hauptgrund wird eine Unterschreitung der gesetzlichen Mindestanforderungen an das Eigenkapital angeführt.

Zu den Kunden der 1994 gegründeten Ėrgobank gehörten die „Abteilung des Moskauer Patriarchats für die Zusammenarbeit mit den Streitkräften und den Rechtsschutzinstitutionen“, 9 Eparchien, 21 Klöster – darunter das Danilov-Kloster, Hauptsitz des Moskauer Patriarchen in Moskau, sowie das Dreifaltigkeits-Kloster in Sergiev Posad –, 22 Gemeinden (aus 18 Eparchien), fünf Stiftungen, die Moskauer Orthodoxe Geistliche Akademie, ein Kinderheim und die Partei „Für die Heilige Rus’“. Der Vorsitzende des Direktorenrats und einer der Hauptaktionäre der Ėrgobank, Valerij Mešalkin, steht Patriarch Kirill, Bischof Tichon (Ševkunov), der als Beichtvater Putins gilt, und Georgij Poltavčenko, dem Leiter der Russländischen Athos-Gesellschaft (Vereinigung höherer Beamter und Geschäftsmänner, die sich regelmäßig auf dem Berg Athos treffen) nahe. Mešalkin ist zudem Besitzer der im Bereich der Atomenergie tätigen Firma Ėnergomaškapital, die zusammen mit der Ėrgobank zu den langjährigen Sponsoren des Dreifaltigkeitsklosters in Sergiev Posad gehört. Gerüchte, dass die ROK die Ėrgobank kaufen wolle, hat das Moskauer Patriarchat dementiert.

Bei der Vnešprombank verliert das Moskauer Patriarchat den Zugang zu ca. 1,5 Mia. Rubel (ca. 17 Mio. EUR), von denen die Gehälter der engsten Mitarbeiter des Patriarchats abhängen. Die Vnešprombank, die zahlreiche prominente Kunden betreute, wird von Larisa Markus geleitet, die ebenfalls dem Patriarchat nahe steht, und gegen die vor kurzem wegen Betrugsverdachts ermittelt wurde. Frühere Hauptaktionäre der Bank waren Anastasija Ositis und ihre Tochter Irina Fedulova, die heute eine Stiftung führen, welche im Namen der ROK Spenden „für den Donbass und Syrien“ sammelt.

Bisher nicht betroffen ist die „orthodoxe“ Bank Peresvet, deren Aktien fast zur Hälfte dem Moskauer Patriarchat gehören. Die Bank wurde 1992 u. a. von den Eparchien in Kostroma und Kaluga gegründet. Mitglied des ersten Direktorenrats war der damalige Metropolit Kirill (Gundjaev). Seit er Patriarch ist, konnte die Bank gewichtige Anleger gewinnen (Transneft’, Rosnano, Flughafen Pulkovo).

Bei der laufenden Bereinigung des russischen Bankensektors sind 2015 bereits 93 Banken die Lizenzen entzogen worden. Das Moskauer Patriarchat hat seine finanzielle Situation bisher nicht kommentiert. Laut Erzpriester Vsevolod Tschaplin, dem ehemaligen Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft, haben nur zwei, drei Personen Einblick in das Budget der ROK, das noch nie transparent kommuniziert worden sei.

Portal-credo.ru, 12., 15., 20., 21. Januar; Novaja Gazeta, 22. Januar 2016 – R. Z.

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