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Armenien: Papst Franziskus besucht Armenien

09. August 2016

Papst Franziskus hat vom 24. bis 26. Juni eine dreitägige Reise nach Armenien unternommen, um gemäß eigener Aussage als „Bote des Friedens“ zur Versöhnung in der Region aufzurufen. In der Türkei sorgte allerdings seine erneute Verwendung des Begriffs „Genozid“ in Bezug auf die Massaker an Armeniern vor 100 Jahren für Ärger.

Gleich zu Beginn seiner Reise bezeichnete der Pabst in einer Ansprache die Verfolgung der Armenier im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord. Erstmals hatte er diesen Begriff im April 2015 in einer Gedenkmesse für die Armenier verwendet, worauf der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan protestiert hatte. Diesmal kritisierte der türkische Vize-Ministerpräsident Nurettin Canikli Franziskus‘ Wortwahl und unterstellte ihm eine „Kreuzzugsmentalität“. Der Vatikan wies diese Kritik zurück und betonte, der Papst versuche nicht Konflikte zu schüren, sondern Frieden zu schaffen. Am zweiten Tag seines Armenien-Aufenthalts besuchte der Papst das Völkermord-Denkmal in Jerewan, dort gedachte er der Massaker an den Armeniern und traf Nachkommen von Opfern.

In seiner Rede im Präsidentenpalast vor Politikern, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft forderte der Papst Armenien auf, „die Spannungen mit einigen Nachbarländern zu überwinden“. Anlässlich eines ökumenischen Friedensgebets warb er zudem dafür, den „Weg der Versöhnung zwischen dem armenischen und dem türkischen Volk“ wiederaufzunehmen. Auch für eine friedliche Lösung des Konflikts mit Aserbaidschan sprach er sich aus.

Zum Abschluss der Reise bekannten sich Papst Franziskus und das Oberhaupt der Armenischen Apostolischen Kirche, Katholikos Karekin II., zum Einsatz für verfolgte ethnische und religiöse Minderheiten. Sie unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Gläubigen dazu aufriefen, „ihre Herzen und ihre Hände den Opfern von Krieg und Terrorismus, den Flüchtlingen und ihren Familien zu öffnen“. Als „Zeugen einer ungeheuren Tragödie“ appellierten sie an die Regierenden, „auf das Flehen von Millionen von Menschen zu hören, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit in der Welt sehnen“. Zwar würdigten die Kirchenoberhäupter die bisherigen Bemühungen, doch seien seitens der politischen Führer und der internationalen Gemeinschaft noch viel mehr Anstrengungen nötig.

Papst Franziskus und Karekin II. betonten mehrfach die guten Beziehungen zwischen ihren Kirchen. Der armenische Katholikos hatte Franziskus während seiner Reise zu fast allen Terminen begleitet und ihn in seiner Residenz beherbergt. Franziskus ist nach Papst Johannes Paul II. erst der zweite Papst, der Armenien besucht hat.

Kathpress, 24., 26., 27. Juni 2016 – N. Z.

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