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Aufregung um geplante Gründung einer «Kroatischen Orthodoxen Kirche»

20. Mai 2010

Mitte März hat sich der serbisch-orthodoxe Bischof Fotije (Sladojevic) von Dalmatien in einem offenen Brief an den kroatischen Staatspräsidenten Ivo Josipovic  gewandt und die geplante Gründung einer sog. «Kroatischen Orthodoxen Kirche» scharf kritisiert.

In seinem Schreiben verwies Bischof Fotije darauf, dass sich die «Kroatische Orthodoxe Gearbeiten, meinschaft», die hinter diesem Vorhaben stehe, in ihrem Gründungsprogramm vor allem auf den «Unabhängigen Staat Kroatien» (1941-1945) beziehe. In diesem Zusammenhang erinnerte der Bischof an die massenweise Ermordung von Juden, Serben und Roma im «Unabhängigen Staat Kroatien», einem faschistischen Satellitenstaat von Hitlers Gnaden, und an das Oberhaupt dieses Staatsgebildes, Ante Pavelic, auf dessen Initiative hin damals erstmals eine sog. «Kroatische Orthodoxe Kirche» gegründet worden sei. Durch eine erneute Gründung könne es zu einer Wiedergeburt von Rassentheorien und religiöser Intoleranz kommen, warnte Bischof Fotije. Den kroatischen Präsidenten bat er daher inständig, eine amtliche Registrierung der «Kroatischen Orthodoxen Kirche» zu verhindern.

Die Idee zu einer erneuten Gründung einer «Kroatischen Orthodoxen Kirche» hatte der Mönch Jelisej (Lalatovic), der Vorsitzende der «Kroatischen Orthodoxen Gemeinschaft», am 12. März in Zadar bekannt gegeben. Jelisej ist kein unbeschriebenes Blatt: er gilt als enger Gefährte von Miras Dedeic, dem Anführer der sog. «Montenegrinischen Orthodoxen Kirche» (s. G2W 3/2009, S. 24-27). Als Beweggrund für die geplante Kirchengründung gab Jelisej den Wunsch vieler Orthodoxer in Kroatien nach einer eigenen Kirche an: «Eine große Anzahl orthodoxer Gläubiger in Kroatien will sich nicht als Serben identifizieren. Sie sind Kroaten und wir müssen ihnen Religionsfreiheit ermöglichen [...]. Wichtiges Ziel ist es, dass unser Verein zu einer Glaubensgemeinschaft heranwächst, zur Kroatischen Orthodoxen Kirche [...]. Wir gründen keine neue Glaubensgemeinschaft, vielmehr erneuern wir sie und in einem Jahr wird sie wiedererrichtet sein, wenn die Kroatische Orthodoxe Kirche gänzlich unabhängig von Belgrad und die wichtigste orthodoxe Kirche in Kroatien sein wird.»

Ob es allerdings soweit kommen wird, ist eher zweifelhaft: Zwar verfügt die «Kroatische Orthodoxe Gemeinschaft» laut eigenen Angaben über 430 Mitglieder und damit beinahe so viele, wie zu einer Registrierung als Religionsgemeinschaft in Kroatien vonnöten sind, nämlich 500. Doch die überwältigende Mehrheit der orthodoxen Gläubigen in Kroatien scheint nicht viel von der geplanten Kirchengründung zu halten und auch die staatlichen Behörden verhalten sich äußerst reserviert. So sagte der Vorsitzende der zuständigen Kommission für die Glaubensgemeinschaften, Kulturminister Bozo Biskupic, man werde keine Gemeinschaft fördern, die der Ideologie des Ustascha-Regimes nahestehe. Auch Präsident Josipovic hat auf den Brief von Bischof Fotije reagiert und Verständnis für die Sorgen der Serbischen Orthodoxen Kirche geäußert. Die Bezugnahme von Jelisej auf den «Unabhängigen Staat Kroatien» und dessen Praktiken könne als Aufruf zur Intoleranz gegenüber anderen orthodoxen Gemeinschaften in Kroatien verstanden werden. Das Gesetz über die rechtliche Stellung der Religionsgemeinschaften schreibe ausdrücklich vor, dass bei der Registrierung einer Glaubensgemeinschaft darauf zu achten sei, dass diese sich nicht intolerant gegenüber Gläubigen anderer Glaubensgemeinschaften verhalte. Doch genau dies legten Jelisejs Worte von der Übernahme von Gläubigen anderer orthodoxer Gemeinschaften nahe. - Die Nähe der «Kroatischen Orthodoxen Gemeinschaft » zum Gedankengut des Ustascha- Regimes legt auch ein Blick auf deren Internetseite nahe: An prominenter Stelle ist dort eine Karte aus der Zeit des «Unabhängigen Staates Kroatien» zu sehen - also einschließlich von Bosnien- Herzegowina und Teilen Serbiens.

www.hrvatskipravoslavci.com; www.jutarnji.hr, 13. März; www.spc.rs, 15., 19. März; Svedok 712, 16. März; KNA, 22. März 2010 - S.K.

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