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Bagdader Erzbischof zur Lage der christlichen Minderheiten

20. August 2009

Nach einer Phase relativer Ruhe kam es im Juli zu Anschlägen auf sieben christliche Kirchen im Irak, bei denen vier Personen starben und 30 verletzt wurden. Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KNA sagte der katholische Erzbischof von Bagdad, Jean Benjamin Sleiman, dass die Christen durch die Anschläge weiter eingeschüchtert werden sollten.

«In den vergangenen Monaten sind viele Bagdader Christen, die zuvor in den relativ ruhigen Norden geflohen waren, wieder in die Hauptstadt zurückgekehrt. Wir befürchten, dass jetzt wieder viele Familien in Panik fliehen werden und ihre Hoffnung auf eine Zukunft im Irak verlieren.» Dabei gibt es laut Erzbischof Sleiman Anzeichen für eine «Besserung der Lage». Der Lebensalltag der Christen und anderer Minderheiten im Irak gestalte sich dementsprechend recht unterschiedlich: «Es gibt Viertel, in die sich Christen nicht trauen können, weil sie von fundamentalistischen Muslimen kontrolliert werden. Es gibt Gegenden mit einem hohen psychologischen Druck, sich der muslimischen Mehrheit anzupassen. Es gibt aber auch Inseln der Freiheit, wo ein friedliches Leben der verschiedenen Gruppen miteinander möglich ist.»

Mit gemischten Gefühlen verfolgt Erzbischof Sleiman die Flüchtlingspolitik der EU: «Ich bin allen dankbar, die Irakern helfen. Aber die jetzige Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland und der EU ist problematisch. Es gibt Iraker, die wirklich mit dem Tod bedroht werden oder so krank sind, dass sie im Irak nicht richtig behandelt werden können. Oder Familien, die getrennt wurden und jetzt wieder zusammen leben dürfen. Aber die EUZusage, jetzt 10 000 Flüchtlinge aufzunehmen - schon mit dem Hinweis, dass es auch ein Folgeprogramm geben wird - diese Zusage verleitet Iraker zur Emigration und wirkt damit auf unsere Gesellschaft destabilisierend. Die wichtigste Hilfe aus dem Westen für den Irak muss die Unterstützung vor Ort sein. Jeder Iraker ist in seiner Heimat wichtig, um beim Aufbau des Landes zu helfen.»

KNA, 27. Juli 2009 - S.K.

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