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Brief der katholischen Bischöfe zu den EU-Beitrittsverhandlungen

20. Mai 2010

Anlässlich der Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der EU haben die katholischen Bischöfe des Landes einen Brief veröffentlicht, in dem sie zu Perspektiven und Problemen des europäischen Integrationsprozesses Stellung nehmen.

Das Schreiben, das aus vier Teilen besteht (Erinnerung an die Gründerväter der EU, Stellungnahmen der Päpste zum europäischen Integrationsprojekt, gegenwärtige Probleme und Perspektiven der EU, das Verhältnis Kroatiens zur EU), wurde am 22. März von Bischof Marin Srakic von Djakovo-Osijek, Erzbischof Josip Kardinal Bozanic von Zagreb, Erzbischof Ivan Devcic von Rijeka und dem designierten Erzbischof Zelimir Puljic von Zadar der Öffentlichkeit vorgestellt.

In seiner Einführung betonte Bischof Srakic, der derzeitige Vorsitzende der Kroatischen Bischofskonferenz, dass die Bischöfe keine «Euroskeptiker» seien. Daran anschließend stellte Kardinal Bozanic die ersten beiden Teile des bischöflichen Schreibens vor. Dabei erinnerte er vor allem an die christlichen Wurzeln des Einigungsprojekts und daran, dass die europäische Idee in dem Teil des Kontinents geboren worden sei, der nicht unter kommunistischer Herrschaft gestanden habe. Wie allerdings die Diskussionen um den Gottesbezug im EU-Verfassungsentwurf gezeigt hätten, so das Schreiben, seien die christlichen Wurzeln des europäischen Einigungsprojekts immer mehr in Vergessenheit geraten: «Anstatt im gemeinsamen christlichen Erbe wird eine tiefere Grundlage für die europäische Gemeinschaft in den universalen Werten der menschlichen Würde, Freiheit, Gleichheit, Solidarität [...] gesucht, mit dem Ziel, Europa als ein ‹Bollwerk des Rechts und der Gerechtigkeit› zu erbauen. Wie [jedoch] kann die Achtung von Recht und Gerechtigkeit auf der abstrakten Vernunft gründen, die nichts von Gott wissen möchte?» Einen zunehmenden «Verlust des christlichen Erbes» hob auch Erzbischof Devcic bei der Vorstellung des dritten Teils über gegenwärtige Probleme und Perspektiven der EU hervor. Dieser Verlust bedinge ein Aufweichen der christlichen Moral, was Experimente an Embryonen, Euthanasie, gleichgeschlechtliche Ehen und das Verwerfen christlicher Symbole zur Folge habe. Als weitere Probleme führte der Erzbischof aufkeimenden Nationalismus, große wirtschaftliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsländern sowie die Furcht von Minderheiten vor dem Verschwinden an. Als große Leistung würdigte er dagegen den Friedensraum der EU. Den vierten Teil des Schreibens, das Verhältnis Kroatiens zur EU, thematisierte Erzbischof Puljic; dabei betonte er, dass Europa und die EU keineswegs identisch seien, und Kroatien seit jeher der europäischen Zivilisation angehöre. Vor dem Hintergrund dieser Tradition habe das kroatische Volk und der kroatische Staat «einen positiven Beitrag und eine Mission in Europa: die Wahrheit über den Menschen, die Ehe, den Sonntag und alle christlichen Werte zu bewahren.»

IKA - Vijesti, Nr. 12, 24. März 2010 - S.K.

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