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Deutschland: Renovabis-Kongress 2010: "In Verantwortung für die Schöpfung"

19. Oktober 2010
Der 14. internationale Kongress von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, fand vom 2.–4. September in Freising statt. Angesichts der Interdependez sozialer und ökologischer Probleme betrachtet Renovabis die Förderung des Umweltbewusstseins in Mittel- und Osteuropa als dringende Aufgabe.

Der rumänische orthodoxe Professor für Theologie und Ethik, Radu Preda, brachte das auf den Punkt: «Der Kommunismus hat nicht nur verschmutzte Seelen hinterlassen, sondern auch verschmutzte Landschaften.» Dr. Gerhard Albert, Geschäftsführer von Renovabis, bezog sich in seiner Einführungsansprache auf die Botschaft von Papst Benedikt XVI. zum Weltfriedenstag 2010: «Es kann keinen Frieden geben ohne den Respekt gegenüber der Natur, die ja Lebensgrundlage aller Menschen ist». Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, betonte in seiner Eröffnungsrede, die Schöpfung sei dem Menschen nicht zur Ausbeutung, sondern zur Bewahrung geschenkt worden: «Die ökologische Krise ist Ausdruck eines Mangels an Verantwortung » – für die Natur, die Mitmenschen und die Nachwelt. Auch Kardinal Peter K. A. Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, betonte die moralische und ökumenische Pflicht, im gemeinsamen «oikos» (Haus) Ökonomie nicht von der Ökologie zu trennen. Der spezifischen theologischen Kompetenz im Umweltdiskurs war der Freitagvormittag gewidmet. Je ein katholischer, ein evangelischer und ein orthodoxer Theologe betonten insbesondere die christliche Zuversicht auf eine erlösende Zukunft, die nicht nur den Menschen, sondern die ganze Schöpfung betreffe (Röm 8, 22). Diese Hoffnung dürfe auch in Umweltfragen keinem resignativen Fatalismus weichen, sondern befähige zu konkretem, pragmatischem Handeln. An der Tagung, die von rund 360 Teilnehmenden aus 30 Ländern besucht wurde, fehlte es nicht an zahlreichen Fallbeispielen von lokalen und grenzüberschreitenden Initiativen und Projekten aus Mittelund Osteuropa. Mehrere Vertreter aus Mittel- und Osteuropa beklagten allerdings, dass die Umweltproblematik häufig als Luxusproblem betrachtet werde, nach dem Motto: «Geht es mir besser, kümmere ich mich auch um die Umwelt». Ladislav Nemet, römisch-katholischer Bischof der Diözese Zrenjanin in Serbien, konstatierte: «Das Schlimmste ist, meine Priester zu überzeugen, sich für den Umweltschutz zu begeistern». Am Freitagnachmittag standen neun Arbeitskreise zur Auswahl: Europäische Umweltverantwortung, die Schöpfung als Schwerpunkt der Theologie der Ostkirche, das Für und Wider der Kernkraft, Wasser und Wald als bedrohte Ressourcen im Donauraum, das kirchliche Umweltengagement in Albanien, der Ukraine, Rumänien, Deutschland und Kasachstan. Am Abschlusspodium betonte Prof. Klaus Töpfer, der frühere deutsche Umweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der UNO in Nairobi (1998 –2006): «Insbesondere wir Europäer dürfen nicht auf Kosten anderer leben.» Was die Menschen in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas und deren Kulturlandstriche anbelange, gelte es, diese keinesfalls einem technischen Fortschritt ohne umweltgerechte Maßnahmen zu opfern. Töpfer wünschte sich, dass «die katholische Kirche intensiver sagt, dass die ganze Schöpfung der Erlösung entgegensieht», und zum ökologischen Engagement aufruft.

Regula Zwahlen

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