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Dominik Duka folgt Kardinal Miroslav Vlk als Prager Erzbischof nach

06. April 2010

Am 13. Februar ernannte Papst Benedikt XVI. den Bischof von Hradec Králové (Königgrätz), den Dominikaner Dominik Duka (*1943), zum neuen Erzbischof von Prag. Die Einsetzung wird am 10. April stattfinden.


Der Prager Erzbischof hat unter den tschechischen Bischöfen besonderes Gewicht, da er als Erzbischof der ältesten tschechischen Erzdiözese zugleich tschechischer Primas ist und - schon allein aus räumlichen Gründen (das erzbischöfliche Palais befindet sich in nächster Nähe zum Regierungssitz) - besonders enge Beziehungen zur tschechischen Regierung unterhält. Daher war die Entscheidung, wer dem bisherigen Erzbischof, Kardinal Miroslav Vlk, nachfolgen solle, mit Spannung erwartet worden. Vlk hatte bereits vor zwei Jahren an seinem 75. Geburtstag seinen Rücktritt angeboten. Anscheinend wollte jedoch der Papst einen Wechsel nicht vor seinem Besuch in Tschechien im September 2009 vornehmen.

Jaroslav Duka wurde 1943 in Hradec Králové geboren. 1968 trat er im Geheimen dem Dominikanerorden bei und nahm den Namen Dominik an. Die ewigen Gelübde legte er 1972 ab. 1975 wurde ihm die staatliche Erlaubnis zur geistlichen Tätigkeit entzogen; da er seine Tätigkeit für den Dominikanerorden im Untergrund fortsetzte, wurde er 1980 für 15 Monate inhaftiert. Von 1986 bis 1998 war er Provinzial der tschechischen Ordensprovinz der Dominikaner. 1998 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Hradec Králové; von 2000 bis 2004 war er stellvertretender Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz.

In einem Interview mit der tschechischen katholischen Wochenzeitung «Katolický Týdeník» bezeichnete Duka das neue Amt als eine Herausforderung, der er sich eigentlich nicht gewachsen fühle. Er vertraue aber auf die Unterstützung der erfahrenen Mitarbeiter im Erzbistum - personelle Wechsel plane er vorerst nicht, sondern wolle sich mindestens ein Jahr lang in die neue Aufgabe einarbeiten. Seinen Generalvikar wolle er nicht aus Hradec Králové mitnehmen, sondern aus dem Klerus des Prager Erzbistums berufen. Befragt über die Unterschiede zwischen dem bisherigen Amtsinhaber Kardinal Vlk und ihm selbst meinte Duka, er als Dominikaner werde sicher andere Akzente setzen als Kardinal Vlk, ein prominenter Vertreter der Fokolar-Bewegung. Kardinal Vlks Verdienst liege vor allem in der Ökumene und in der Vertretung des tschechischen Katholizismus nach außen. Auf die Frage, was er aus seiner Tätigkeit in Nordostböhmen in die Hauptstadt «mitbringe», antwortet Duka mit dem Wunsch, böhmische und mährische Katholiken möchten enger zusammenarbeiten.

Nicht nur diese Äußerung deutet darauf hin, dass Dukas Prioritäten bei der «Innenpolitik» der tschechischen katholischen Kirche liegen werden. Seine Ernennung wurde u. a. vom ehemaligen Staatspräsidenten Václav Havel (der zu Beginn der 1980er Jahre gemeinsam mit ihm inhaftiert war) und vom amtierenden Präsidenten Václav Klaus begrüßt. Vom neuen Prager Erzbischof wird erwartet, dass er sich um die nach wie vor ungelöste Frage der Rückgabe des Kircheneigentums und den Streit um den Besitz des Veitsdomes kümmert. Von Duka ist bekannt, dass ihn mit Václav Klaus ein herzliches Verhältnis verbindet, so dass sich manche Beobachter erhoffen, dass wieder Bewegung in die Angelegenheiten kommen werde - wobei allerdings das Gesetz zur Restitution des kirchlichen Eigentums im Jahr 2008 nicht am tschechischen Präsidenten, sondern an der Wankelmütigkeit einiger Parlamentsabgeordneter gescheitert war, für die wohl kaum die Person des Prager Erzbischofs entscheidend ist. Duka selbst bezeichnete die Frage der Restitution als eines seiner «Lebensthemen», verwies aber auch darauf, dass es kaum an einer Person liegen könne, hier den Durchbruch zu schaffen. Nicht der Erzbischof von Prag sei der Sprecher der tschechischen Bischöfe, sondern der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, gegenwärtig Jan Graubner, der Bischof von Olomouc (Olmütz).

Bis zur feierlichen Amtseinführung Dukas, die am 10. April im Veitsdom stattfinden wird, leitet weiterhin Kardinal Miroslav Vlk die Geschäfte des Erzbistums Prag.

tisk.cirkev.cz, 13.,14. Februar; Lidové noviny, 13.,14. Februar; Katolický Týdeník Nr. 08/2010 - R.C.

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