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Erzbischof Zvolenský exkommuniziert schismatische Geistliche

16. Juni 2010
Der Erzbischof von Bratislava, Stanislav Zvolenský, hat vier Geistliche exkommuniziert, die die slowakischen Bischöfe pauschal der Häresie bezichtigt hatten.

Damit hat eine eher abstrus wirkende Episode ihren vorläufigen Abschluss gefunden:

Am 12. Dezember 2009 hatten drei römisch- katholische Priester und ein Diakon, die erst wenige Monate zuvor geweiht worden waren, einen Brief an alle katholischen Bischöfe der Slowakei versandt. Darin forderten sie die Adressaten auf, sieben Fragen zu beantworten und damit ihre Rechtgläubigkeit unter Beweis zu stellen. Die Fragen betrafen grundsätzliche Themen wie den Glauben an die leibliche Auferstehung Christi, aber auch die Einstellung zur historisch-kritischen Methode in der Theologie. Für den Fall, dass der Fragebogen nicht bis zum Weihnachtstag zurückgesandt werde, drohten die vier Geistlichen den Bischöfen mit der Exkommunikation. Erzbischof Zvolenský berief daraufhin die beiden Priester, die in seiner Erzdiözese wirkten, umgehend zur einer Aussprache zu sich, in der er sie aufforderte, ihre Äußerungen, die darauf abzielten, die Bischöfe als «nicht rechtgläubig» abzustempeln, zu widerrufen. Für den Fall, dass sie dies nicht täten, drohte er ihnen mit Suspendierung und Exkommunikation.

Die vier Geistlichen widerriefen ihre Äußerungen nicht, sprachen am 25. Dezember die Exkommunikation aller slowakischen Diözesan- und Weihbischöfe aus und gründeten zugleich einen neuen Orden, die «Societas Sancti Basilii Magni». Ihr Vorgehen steht offensichtlich im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Priesters Antonín Dohnal, der ursprünglich ebenfalls römisch-katholischer Priester gewesen war. Nach der «Wende» von 1989 schloss sich dieser dem griechisch-katholischen Basilianerorden an und lehrte an der griechisch- katholischen Fakultät in Prešov. Später gründete er in Sázava südlich von Prag ein Basilianerkloster mit Noviziat. In Sázava befand sich im 11. Jh. eines der ersten Klöster des Prager Bistums; bekannt ist es dadurch, dass hier – obwohl das Prager Bistum der lateinischen Kirche unterstellt war – die Liturgie in slawischer Sprache gefeiert wurde. Dohnal hatte den Anspruch, an diese slawische Tradition anzuknüpfen; er zerstritt sich jedoch mit der griechisch- katholischen Kirche und wurde schließlich am 11. Juli 2004 aus dem Basilianerorden ausgeschlossen. Daraufhin gründete er in der Westukraine die sog. «Orthodoxe [Rechtgläubige] Griechisch-katholische Kirche», die sich vor allem durch spektakuläre Verschwörungstheorien und im Internet verkündete Exkommunikationen hervortat.

Die Verbindung zwischen den vier römisch-katholischen slowakischen Geistlichen und der «Orthodoxen Griechisch-katholischen Kirche» wird daran ersichtlich, dass letztere nahezu zeitgleich ebenfalls einen Orden des Namens «Societas Sancti Basilii Magni » gegründet hat. Erzbischof Zvolenskýs Vorgehen fand in kirchlichen Kreisen, aber auch darüber hinaus, breite Zustimmung. Einzelne Kommentatoren wiesen allerdings darauf hin, der Vorfall lasse erkennen, dass in der slowakischen Kirche zu wenig über kontroverse Themen diskutiert werde, wodurch extremistischen Strömungen Vorschub geleistet werde.

Kathpress, 4. Februar 2010 – R.C.

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