Europäisches Taizé-Jugendtreffen in Poznan
Es war daher auch kaum verwunderlich, dass der Anteil von polnischen jungen Erwachsenen an den 30 000 Besuchern in Poznan diesmal noch größer war als ohnehin üblich: fast zwei Drittel - 18 900 Besucher - kamen aus dem Land selbst. Das Treffen ist somit ein Indiz, wie stark verwurzelt kirchliche Jugendbewegungen in Polen nach wie vor sind - trotz eines spürbaren Rückgangs in den letzten Jahren. Bereits vor 20 Jahren hatte das Taizé- Treffen in Polen stattgefunden - zum Jahreswechsel 1989/90 hatte in Wroc?aw (Breslau) ein «Fest der wiedererlangten Freiheit» stattgefunden, wie Taizé-Prior Frère Alois in seiner diesjährigen Begrüßungsansprache hervorhob. Anschließend widmete er sich dem Leitthema des diesjährigen Treffens - «Was machst du aus deiner Freiheit?» -, zu der auch Pal Solt, der ehemalige Vorsitzende des Obersten Gerichts in Ungarn, mit den Jugendlichen diskutierte. Neben den Polen stellten Ukrainer die zweitstärkste Gruppe bei dem Treffen; auch Kroaten und Weißrussen waren - gemessen an der Größe ihres Herkunftslandes - stark vertreten. Darauf nahm Frère Alois Bezug, als er daran erinnerte, viele der Teilnehmenden hätten Eltern und Großeltern, die für ihren Glauben leiden mussten. Er forderte eine Neuordnung des weltweiten Wirtschafts- und Finanzsystems und mahnte die Teilnehmer zum Einsatz für eine gerechtere Welt. Das Treffen, dessen Höhepunkt ein Friedensgebet an Silvester kurz vor Mitternacht bildete, war in der westpolnischen Stadt allgegenwärtig: Neben den Kirchen und anderen Räumlichkeiten der Kirchgemeinden standen den Teilnehmern sogar Straßenbahnen, das Nationalmuseum und das Messegelände für Veranstaltungen zur Verfügung. Auch wenn die Gottesdienste am Neujahrstag fast ausschließlich katholisch waren, stand auch dieses Taizé-Treffen ganz im Zeichen der ökumenischen Verständigung.
www.evangelisch.de, 30. Dezember 2009; KNA, 11. Januar 2010 - R.C.