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Evangelische Stellungnahme zu Menschenrechtsdokument der Russischen Kirche

20. August 2009
Im Juni 2009 hat die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), der 105 protestantische Kirchen in Europa und Südamerika angehören, mit einem Positionspapier auf das Dokument der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) zu den «Grundlagen der Lehre der ROK über Würde, Freiheit und Rechte des Menschen» geantwortet.

Diese waren im Sommer 2008 verabschiedet worden und mit der Einladung an die anderen christlichen Kirchen verbunden, das Dokument zu diskutieren.

Die GEKE stellte in ihrer Stellungnahme ein «Missverständnis der Menschenrechte» fest: Für die Russische Orthodoxe Kirche könne die menschliche Sündhaftigkeit die Würde des Menschen in Frage stellen. Ihre Menschenrechtslehre entwickle ein Konfrontationsverhältnis zwischen Menschenrechten und christlicher Moral, das in der These gipfle, die Einhaltung der Menschenrechte würde Christen dazu zwingen, entgegen der göttlichen Gebote zu denken und zu handeln. Nach evangelischem Verständnis seien jedoch Menschenrechte «solche Rechte, die allen Menschen aufgrund ihrer von Gott gegebenen Würde zukommen. Wie sie durch keine innerweltliche Instanz verliehen werden, so können sie auch von keiner Instanz abgesprochen werden; sie sind unantastbar, unveräußerlich und unteilbar.»

Als besonders problematisch am Dokument der ROK sieht die GEKE die «Unterordnung der Menschenrechte unter Werte und Interessen des Heimatlandes, der Gemeinschaft und der Familie» an: Damit bestehe die Gefahr, dass staatliche Macht missbraucht werde, und gerade dagegen müssten die Kirchen eintreten, indem sie - unter Berufung auf die Menschenrechte - den Schutz des Einzelnen vor staatlichen Übergriffen gewährleisten. In ihrer Stellungnahme, die umgehend zu weiteren (teilweise kritischen) Reaktionen führte, lud die GEKE die Russische Orthodoxe Kirche ein, den Dialog über die Menschenrechte fortzusetzen. - In der nächsten Ausgabe von G2W ist eine umfangreiche Präsentation des Dialogs vorgesehen.

GEKE-Pressemitteilung vom 11. Juni 2009 - R.C.

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