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Föderation Jüdischer Gemeinden Russlands appelliert an die UNO

16. Februar 2010

Die Föderation Jüdischer Gemeinden Russlands (FEOR) hat die Vereinten Nationen am 27. Januar - am internationalen Holocaustgedenktag - dazu aufgefordert, alle Politiker zur persona non grata zu erklären, die den Faschismus zu rehabilitieren versuchten.

«Die Jüdische Gemeinde Russlands ruft die Weltgemeinschaft dazu auf, in einer Sonderresolution im Rahmen der UNO klar gegen eine Revision der Geschichte des Zweiten Weltkriegs sowie der Kollaboration mit dem Nazi-Regime Stellung zu beziehen und diese zu verurteilen. Diese UNO-Resolution sollte unserer Ansicht nach nicht nur den Faschismus verurteilen, sondern gleichzeitig alle Politiker zur persona non grata erklären, die ihn ganz oder teilweise rehabilitieren.» In der Erklärung heißt es weiterhin: «Heute, am Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Sowjetische Armee und im Vorfeld der 65-Jahr-Feier des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg, erklingen die Behauptungen von Vertretern des Baltikums, der Ukraine und anderer euro- päischer Länder besonders lästerlich, wenn sie erklären, das Nazi-Regime sei identisch gewesen mit dem politischen System in der Sowjetunion unter Stalin. Wir wollen Stalin und das von ihm errichtete Regime keineswegs reinwaschen. Er war nicht nur ein Mann, der an der Spitze eines Staates stand und der Hitler das Rückgrat gebrochen hat, sondern auch ein Diktator, der dem eigenen Volk das Rückgrat brach. [...] Er konnte mit unglaublich leichter Hand zehntausende Menschenleben opfern, nur um irgendeines runden Datums willen. [...] Der Große Sieg beruht keineswegs auf seiner ‹weisen Führung›, sondern [wurde errungen] auf Gebeinen, auf Millionen Menschenleben und dem Heldenmut der sowjetischen Soldaten.» Die FEOR sei überzeugt davon, dass «wir uns sachlich mit der Geschichte auseinander setzen müssen und nicht versuchen dürfen, aus diesem oder jenem Politiker einen Abgott zu machen». Eine solche Auseinandersetzung sei «weniger eine Arbeit an der Vergangenheit als vielmehr an der Zukunft». Dass allerdings die Regierungen einiger früherer Sowjetrepubliken sowie Politiker dieser Staaten es für zulässig hielten, Aufmärsche von SS-Veteranen, das Aufstellen von Nazi- Denkmälern und das Wiedererstehen faschistischer Organisationen offen zu unterstützen, sei «gleichbedeutend mit dem Tun heutiger extremistischer und terroristischer Gruppen, deren Ideen und Methoden genauso unmenschlich sind und für die Welt eine ebensolche Bedrohung darstellen wie seinerzeit der Nationalsozialismus». Daher rufe die FEOR die Regierungen des Baltikums, der Ukraine und aller anderen Staaten, die versuchten, «die Bilanz des Zweiten Weltkriegs zu fälschen», dazu auf, sich mit dem Faktum auseinanderzusetzen, dass die Nationalsozialisten friedliche Bürger [...] umgebracht hätten, und dass es während des Krieges zur Kollaboration mit den Nazis gekommen sei. Mit ihrer Erklärung reagierte die FEOR auf einen Erlass des scheidenden ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko, der als eine seiner letzten Amtshandlungen dem Führer der bewaffneten «Organisation Ukrainischer Nationalisten» (OUN), Stepan Bandera (1909-1959), Ende Januar posthum den Titel «Held der Ukraine » verliehen hatte. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 hatten sich Bandera und die OUN den Nationalsozialisten unterstellt; Einheiten der OUN sollen an der Ermordung von 7000 Juden und Kommunisten in Lemberg beteiligt gewesen sein. Der am 30. Juni 1941 von Bandera ausgerufene unabhängige ukrainische Staat entsprach allerdings nicht der Konzeption der Nationalsozialisten, sie verhafteten Bandera und steckten ihn ins KZ Sachsenhausen. In den letzten Kriegsmonaten wurde er aus der Haft entlassen und tauchte in Deutschland unter. Er war auf ständiger Flucht vor den Häschern des sowjetischen Geheimdienstes. Am 15. Oktober 1959 spürten ihn Agenten des KGB in München auf und brachten ihn mit Blausäure um.

www.religio.ru, 27. Januar 2010 - O.S.

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