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Gründer der ungarischen «Bokor»-Bewegung gestorben

20. Juni 2010

Der Piaristenpater und ehemalige ungarische Dissident György Bulanyi ist Anfang Juni im Alter von 91 Jahren gestorben. Pater Bulanyi gehörte zu den Leitfiguren der katholischen Kirche in Ungarn während der kommunistischen Ära.

Im Zuge der Kirchenverfolgung war Pater Bulanyi 1952 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Nach seiner Amnestierung gründete er 1960 die basiskirchliche «Bokor»-Bewegung, die in der Folgezeit 5000 Katholiken im Untergrund vereinigte. Aus Sicht des Staates handelte es sich bei den Mitgliedern um «subversive Elemente», die es mit allen Mitteln zu bekämpfen galt. 1981 verbot auch die ungarische Bischofskonferenz «Bokor». Erst 1997 wurde Pater Bulanyi von der Bischofskonferenz und der vatikanischen Glaubenskongregation wieder vollständig rehabilitiert. Professor András Máté-Tóth vom Institut für Religionswissenschaft in Szeged würdigte den Ordensmann im Gespräch mit «Kathpress» als «Leitfigur christlicher Zivilcourage». Bulanyi habe die ungarische katholische Kirche trotz der schwierigen politischen Lage für die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils geöffnet. Zwar sei die Theologie der «Bokor»-Bewegung auch in einigen Punkten kritisch zu hinterfragen, doch im Hinblick auf das radikale Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit und die Option für die Armen sei sie von unumstrittener Bedeutung.

Kathpress, 7. Juni 2010 – S.K.

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