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Kosovo: Bischof Artemije lässt Patriarchatskloster in Pe? rot anstreichen

20. Mai 2009

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat Bischof Artemije (Radosavljevi?) von Raška-Prizren das Patriarchatskloster in Pe? aus dem 14. Jh. in knalligem Rostrot anstreichen lassen - ungeachtet der Tatsache, dass das Kloster seit drei Jahren auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. Und damit die Farbe auch gut hält, hatten die Bauarbeiter mit bischöflichem Segen zuvor den Naturstein von außen dick verputzt. Der rote Anstrich des Klosters führte zu einem Aufschrei in der Kunstfachwelt: Man könne nicht einfach seinem privaten Geschmack ohne Rücksicht auf die Kunsthistoriker folgen, schimpfte Serbiens Kultusminister Nebojša Bradi? - ohne allerdings Bischof Artemije namentlich zu erwähnen. Hier seien Leute am Werk gewesen, die schlicht keine Ahnung hätten. Für den renommierten serbischen Konservator Dragan Stanojevi? ist die «Authentizität (des Klosters) zerstört», es handele sich um eine «Fälschung der Geschichte». - Die Experten vom serbischen Denkmalamt haben eine lange Liste der architektonischen Sünden aufgestellt, denn Bischof Artemije hat es nicht nur bei Farbe und Putz belassen: Die historischen Ornamente an den Außenmauern wurden nach Belieben verändert und passen jetzt nicht mehr zusammen. Der neue Putz macht zudem die Wände luftundurchlässig, so dass die wertvollen Fresken aus dem 13. bis 16. Jh. im Innenraum Schaden zu nehmen drohen. An einer Stelle sei das Ensemble durch Plexiglas verschandelt worden. Ein Fresko aus dem 17. Jh. wurde mutwillig zerstört. Was Bischof Artemije zu dieser radikalen baulichen Umgestaltung bewogen hat, ist nicht bekannt. Der Bischof spricht weder mit den UNESCO-Vertretern noch mit Experten westlicher Länder, die eigentlich bei der Restaurierung des Patriachachtskloster von Pe? helfen sollten. Gegenüber der Belgrader Zeitung «Ve?ernje Novosti» beschwerten sich serbische Denkmalschützer schon letztes Jahr, dass sie gewaltsam von Baustellen geworfen seien oder dass ihnen der bischöfliche Segen entzogen worden sei, ohne den sie keinen Zutritt zu Kirchen und Klöstern bekämen. Die Zeitung hält dem von Bischof Artemije beauftragten Bauunternehmen «Rade Neimar» außerdem vor, viele weitere mittelalterliche Klöster und Kulturdenkmäler in Kosovo verunstaltet zu haben. Auf Anweisung Artemijes seien so vor den Toren seines Amtssitzes, dem Kloster Gra?anica, zwei Wohnhäuser errichtet worden - ohne Rücksicht auf das Gesamtbild der mittelalterlichen Klosteranlage. Zu allem Überfluss habe er 50 Meter vom Eingang des Klosters, das ebenfalls auf der UNESCO-Liste steht, eine Tankstelle bauen lassen. Das in der Kritik stehende Bauunternehmen «Rade Neimar» beschäftigt die serbische Öffentlichkeit nicht zum ersten Mal: Aus Kreisen der Serbischen Orthodoxen Kirche wurde bereits mehrfach bestätigt, dass hinter dem 2003 gegründeten Bauunternehmen Bischof Artemije steht. Das Unternehmen sei allerdings ohne Wissen der Kirchenleitung gegründet worden und beteilige sich widerrechtlich am Wiederaufbau von zerstörten Heiligtümern in Kosovo; zudem bezahle das Unternehmen der Kirche nicht die vorgeschriebenen Abgaben. Um dem unklaren Finanzgebaren und der schlechten Arbeit von «Rade Neimar» eine Ende zu bereiten, hatte der Hl. Synod mit Patriarch Pavle an der Spitze schon im Mai 2006 Bischof Artemije gebeten, das Bauunternehmen aufzulösen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen Bischof Artemije und dem Hl. Synod im letzten Sommer (s. G2W 11/ 2008, S. 16f.) hatte die Kirchenleitung erneut von Bischof Artemije verlangt, seine Firma zu schließen. Bisher hat sich Bischof Artemije diesem Ansinnen allerdings verweigert: Er allein habe das Sagen in seiner Eparchie und lasse sich von niemanden reinreden.

www.spc.rs, 24. August; www.novosti.rs, 17. Dezember 2008; www.focus.de, 3. März 2009 - S.K.

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