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Kroatischer Präsident und bosnische Religionsführer gedenken der Opfer des Bosnienkriegs

16. Juni 2010

Der im Januar neu gewählte kroatische Präsident Ivo Josipovic hat Mitte April das Nachbarland Bosnien-Herzegowina besucht und zusammen mit dem Vorsitzenden der Islamischen Gemeinschaft, Reisu-l-ulema Mustafa Ef. Ceric, und dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz von Bosnien- Herzegowina, Kardinal Vinko Puljic, in Ahmici und Krizancevo Selo der Opfer des Bosnienkrieges gedacht.

Beide Orte waren 1993 Schauplätze von schweren Kriegsverbrechen des kroatisch-muslimischen «Nebenkrieges» gewesen. Am 16. April 1993 hatten bosnisch-kroatische Truppen in den frühen Morgenstunden das Dorf Ahmici überfallen, die Bewohner im Schlaf überrascht und 116 Muslime, darunter Frauen und Kinder, ermordet. Viele der Leichen, die in Ahmici gefunden wurden, waren bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. 169 Häuser des Dorfes wurden zerstört, die Moschee mit Sprengstoff in die Luft gejagt. – Am 22. Dezember desselben Jahres massakrierten dann muslimische Soldaten und Freischärler 74 kroatische Soldaten und Zivilisten in Krizancevo Selo.

Josipovic sagte, dass er den Opfern Ehre erweisen wolle – unabhängig von deren nationaler Zugehörigkeit. Er verneige sich vor den Opfern, «deren einzige Schuld darin bestanden hat, dass sie der anderen Seite angehörten und ‹anders› waren.» Reisu-l-ulema Ceric bedankte sich bei dem kroatischen Präsident für dessen symbolische Geste und sagte: «Wir hoffen auf diese Weise, eine hässliche Seite in unseren Beziehungen umblättern und eine neue aufschlagen zu können.» Auch Kardinal Puljic zeigte sich erfreut über das gemeinsame Gedenken und betonte, dass kein Opfer vergessen werden dürfe. Einen Tag vor seinem Besuch in Ahmici und Križancevo Selo hatte der kroatische Präsident vor dem Parlament von Bosnien- Herzegowina in Sarajevo gesprochen und sich dabei auch zur Verantwortung seines Landes während des Bosnienkrieges bekannt. Josipovic erklärte, «die Politik der 1990er Jahre, die aus böser Absicht, Unwissenheit, Arroganz oder Wahnsinn die Teilung von Bosnien-Herzegowina für die richtige Lösung hielt», habe nicht nur in diesem Land ein «böse Saat» aufgehen lassen, sondern auch in den Ländern, von denen diese Politik ausgegangen sei. In der Folge sei das multiethnische Gewebe Bosnien-Herzegowinas zerrissen worden, worunter viele Menschen zu leiden gehabt hätten. «Ich bedauere zutiefst, dass Kroatien mit seiner Politik in den 1990er Jahren dazu beigetragen hat.»

www.dnevniavaz.ba, 15. April; www.nacional.hr, 16. April; www.preporod.com, 17. April 2010 – S.K.

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