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Medvedev besucht Buddhisten in Burjatien

03. November 2009

Während seines Arbeitsbesuches in der Teilrepublik Burjatien (am Ostufer des Baikalsees gelegen) am 24./25. August traf der russische Präsident Dmitrij Medvedev auch mit Vertreten des Buddhismus, der vierten - neben Orthodoxie, Islam und Judentum - «traditionellen Religionsgemeinschaft» in Russland, zusammen.

Im Tempel (Datsan) von Ivolginsk, dem wichtigsten Heiligtum der russischen Buddhisten, wurde der Präsident von dem religiösen Oberhaupt, dem Pandito Hamba Lama, Damba Ajuschejev, und der Mönchsgemeinschaft empfangen. Das Heiligtum von Ivolginsk befindet sich in der Nähe eines Dorfes, 23km von der burjatischen Hauptstadt Ulan-Ude entfernt, und besteht aus zwei großen Haupttempeln, einer 1991 eröffneten Hochschule für Philosophie, einer umfangreichen Bibliothek, einem Museum, einem Gästehaus und einer Vielzahl von Stupas (typischer buddhistischer Sakralbau). Ivolginsk ist das einzige von vormals zahlreichen buddhistischen Klöstern, das die kommunistische Religionsverfolgung überlebt hat; inzwischen sollen im Kloster wieder an die 50 Mönche leben. Der Tempel von Ivolginsk verfügt über zwei Besonderheiten: Erstens ruht dort der völlig unverweste Leichnam eines 1927 verstorbenen, berühmten Lamas, der an hohen buddhistischen Feiertagen den Gläubigen zur Verehrung ausgestellt wird. Zweitens leben im Kloster verheiratete Mönche mit Frau und Kindern. In der Sowjetzeit war den Mönchen die Heirat gestattet, vermutlich war sie staatlicherseits sogar gefördert worden. Mittlerweile sind solche Ehen wieder verboten, die verheirateten Mönche durften jedoch im Kloster bleiben.

Im Gespräch mit Präsident Medvedev bat Damba Ajuschejev, den für die Buddhisten heiligen Baikalsee besser zu schützen. Medvedev würdigte die russischen Buddhisten, die «einen großen Beitrag zur Festigung des interethnischen Dialogs und der gesellschaftlichen Eintracht geleistet» hätten. In Russland gebe es inzwischen wieder 203 buddhistische Organisationen, so dass der Buddhismus eine geistige Wiedergeburt erlebe. Alte Klöster würden wieder errichtet und neue aufgebaut. Russland sei zudem der einzige Staat in Europa, in dem der Buddhismus als traditionelle Religion anerkannt sei: Die «buddhistische Kultur ist ein unveräußerlicher und zentraler Bestandteil der gesamtrussischen Geschichte und Kultur». Zum Abschluss des Treffens schenkten die Mönche Medvedev einen weißen Schal und führten ihn zu einer Statue der Göttin «Weiße Tara», einer der beliebtesten Schutzpatroninnen, die als friedliche Manifestation erleuchteter Weisheit gilt. Damba Ajuschejev erklärte Medvedev dann zur Reinkarnation dieser Göttin: Bis zur Oktoberrevolution hatten alle Zaren seit Katharina d. Gr. diesen Ehrentitel erhalten, der ursprünglich mit einer Zeremonie verbunden war, bei der sich der Pandito Hamba-Lama vor dem auf einem Lotos-Thron sitzenden Staatsoberhaupt zu Boden warf. Auf diese Zeremonie wurde nun allerdings verzichtet.

Medvedev dankte Damba Ajuschejev mit den Worten: «Ich respektiere Ihre Entscheidung.» Erzpriester Vsevolod Tschaplin, Leiter der Synodalabteilung für Zusammenarbeit von Kirche und Gesellschaft, kommentierte die anschließende Kritik allzu frommer orthodoxer Mönche mit den Worten: «Wenn die Buddhisten ihre patriotischen Gefühle auf diese Weise zum Ausdruck bringen, finde ich das nicht weiter schlimm. Die Entscheidungen einer anderen Religion können keinen Einfluss auf einen Christen nehmen. Dmitrij Anatoljevitsch [Medvedev] muss sich nicht wieder taufen zu lassen.»

www.portal-credo.ru, 24., 25. August; www.de.rian.ru, 24. August, www.religion.ng.ru, 2. September 2009 - O.S.

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