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Moldawischer Priester leitet antisemitische Aktion

16. Februar 2010

Am 13. Dezember führte eine Gruppe orthodoxer Gläubiger unter der Leitung ihres Priesters im Zentrum von Chisinau/Kischinev eine antisemitische Aktion durch.

Die Gruppe demontierte einen Leuchter, den die jüdische Gemeinde zum Chanukka- Fest im Zentrum des Stadtparks aufgestellt hatte, trug diesen zum Standbild von Stefan dem Großen [Fürst der Moldau, 1457-1504] und warf ihn unter Skandieren von antisemitischen Parolen dem Denkmal vor die Füße. An die Stelle des Chanukka-Leuchters platzierten die Demonstranten ein Holzkreuz. Angeführt wurden die orthodoxen Gläubigen von Erzpriester Anatolij Tschibrik, der vor dem Standbild erklärte, Stefan d. Gr. habe die orthodoxe Moldau «vor jeder Sorte Jidden» verteidigt, doch «jetzt sind sie hergegangen und haben hier ihre Menora aufgestellt», was in einem orthodoxen Land völlig unzulässig sei.

Am folgenden Tag berief Erzpriester Tschibrik eine Pressekonferenz ein, an der er sagte, dass an dem interkonfessionellen Konflikt allein das Bürgermeisteramt von Chisinau sowie Bürgermeister Dorin Kirtoake persönlich schuld seien. Sie hätten der jüdischen Gemeinde die Erlaubnis erteilt, den Chanukka-Leuchter mitten im Stadtpark aufzustellen - für die orthodoxen Gläubigen bedeute dies eine «Verhöhnung aller Christen, nicht nur in Chisinau und der Republik Moldau, sondern für die ganze Kirche Christi». Das Bürgermeisteramt sei verpflichtet gewesen, diese Reaktion vorherzusehen und «das Aufstellen antichristlicher Symbole im Zentrum der moldauischen Hauptstadt » zu verbieten. Daher würden die Orthodoxen auch Klage erheben. Die Teilnehmer der Aktion hätten Tschibrik zufolge keinesfalls aus antisemitischen Beweggründen gehandelt: Demontage, Transport und die «vorsichtige Umstellung» des Leuchters hätten sie «ohne jede Beschädigung » vorgenommen. Ihr «einziges Ziel» sei gewesen, «die Präsenz eines antichristlichen Symbols zu unterbinden ». Er rufe die jüdische Gemeinde auf, sie solle sich für das «Attentat auf die orthodoxe Religion» vor der moldauischen Gesellschaft entschuldigen. «Solange der christliche Glaube in Moldau lebt, werden wir im Rahmen der Schicklichkeit handeln, um die Schändung unseres Glaubens, des Glaubens unserer Väter und Vorfahren, zu unterbinden», verkündete der Erzpriester. Mittlerweile wurde auch bekannt, dass Tschibrik bereits Mitte November auf den Außenwänden seiner Kirche Hl. Paraskeva Flugblätter hatte anbringen lassen, auf denen zu lesen stand, die Juden würden christliche Babys umbringen. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in der Republik Moldau, Alexander Pichtschevskij, bezeichnete die Demontage des Chanukka-Leuchters als Vandalismus und Erscheinungsform des Antisemitismus. Er werde sich deshalb an die Leitung der Moldauer Metropolie wenden. Deren Pressesekretär, Vadim Kejbasch, äußerte sein Bedauern über den Vorfall und erklärte, die Gruppe habe völlig eigenmächtig gehandelt. - Dem Vize-Polizeikommissar Silviu Muschuka zufolge haben die Ordnungshüter vergeblich versucht, die Demonstranten aufzuhalten. Die jüdische Gemeinde brachte den Chanukka-Leuchter inzwischen zum Denkmal für die Opfer des Holocaust.

www.portal-credo.ru, 15. Dezember 2009 - O.S.

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