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Mufti-Rat von Russland beklagt wachsende Islamfeindlichkeit

20. Mai 2010

Der Mufti-Rat von Russland hat am 14. April eine Konferenz zum Thema «Muslimische Geistlichkeit und moderne Herausforderungen an die Sicherheit Russlands» veranstaltet, um auf die wachsende extremistische - vor allem islamfeindliche - Stimmung zu reagieren.

An der Konferenz nahmen auch Vertreter des Koordinationszentrums der Muslime des Nordkaukasus teil, eines weiteren großen muslimischen Dachverbandes in der Russländischen Föderation. Als Ehrengast war Rabbiner Zinovij Kogan, der Vorsitzende des Kongresses Russischer Jüdischer Gemeinden, eingeladen. Der Vorsitzende des Mufti-Rats, Ravil Gajnutdin, erklärte, hinter den Terroranschlägen und den russischen Chauvinisten, die in einigen Städten wehrlose, Schleier tragende Mädchen überfielen, stünden Kräfte, deren Ziel der Zerfall Russlands sei.

Der Mufti-Rat habe inzwischen eine «Hotline» für alle Opfer islamfeindlicher Ausfälle eingerichtet. - Mufti Ismail Berdiev, Vorsitzender des Koordinationszentrums, kritisierte, hohe russische Beamte hätten bereits wenige Stunden nach den Anschlägen in der Moskauer Metro von «der kaukasischen Spur» und vom «islamischen Extremismus» gesprochen. Um Vorurteile abzubauen, plädierte er dafür, dass das neue schulische Wahlpflichtfach «Grundlagen des Islams» künftig nur noch von Geistlichen unterrichtet werde. Der Vorsitzende der Geistlichen Leitung der Muslime Tschetscheniens, Sultan Mirsaev, erklärte, dass den internationalen Terrorismus vor allem «große Staaten hervorgebracht haben, die heute unter ihm leiden»; in diesem Zusammenhang bezeichnete er den früheren amerikanischen Präsidenten George W. Bush als «Terroristen Nr. 1». Mindestens 85% al ler Extremismus-Opfer weltweit seien Muslime, und die russischen Machthaber führten «eine doppelbödige Politik gegenüber ihrem Volk». In ihrem Schlussdokument hielten die muslimischen Führer fest, dass sie beim Kampf um ein «starkes und gesundes Russland» «an vorderster Front» stünden. Präsident Medvedev habe den Anstoß zur Ausarbeitung eines breit angelegten Programms zur Überwindung des Radikalismus gegeben. Um dies jedoch zu erreichen sei «das Entstehen einer russländischen islamischen bürgerlichen Identität, die Integration muslimischer Aktivisten in den Aufbauprozess einer russländischen Zivilgesellschaft sowie einer russländischen bürgerlichen Nation» dringend geboten.

www.portal-credo.ru, 14. April 2010 - O.S.

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