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Ökumene: Ehrendoktor für Pfarrer Ishmael Noko und Metropolit Ioannis (Zizioulas) von Pergamon

19. August 2010
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Ökumenischen Instituts der Katholisch- Theologischen Fakultät der Universität Münster wurden am 2. Juli zwei herausragende Vertreter der ökumenischen Bewegung, Pfarrer Dr. Ishmael Noko und Metropolit Ioannis (Zizioulas) von Pergamon, mit der Ehrendoktorwürde der Fakultät ausgezeichnet.

Noko ist 1943 in Simbabwe geboren und seit 1994 der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes; im November wird er vom chilenischen Pfarrer Martin Junge abgelöst werden. Zizioulas wurde 1931 in Griechenland geboren und gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten orthodoxen Theologen der Gegenwart. 1986 wurde er zum Bischof geweiht und ist heute Leiter des Büros des Ökumenischen Patriarchats.

In ihrer Laudatio auf Ishmael Noko hob Prof. Dr. Dorothea Sattler, Direktorin des Ökumenischen Instituts, vor allem dessen Verdienste um die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung von 1999 hervor. – Als einen herausragenden Theologen, der «eine theologische Herausforderung für die anderen Kirchen geschaffen und ihnen damit die Möglichkeit zur kritischen Sichtung der eigenen theologischen Überlieferung eröffnet hat», ehrte die Fakultät Metropolit Ioannis. Prof. Dr. Thomas Bremer vom Ökumenischen Institut rühmte die Energie, mit der Metropolit Ioannis die Notwendigkeit ökumenischen Handelns verteidige und zitierte ihn: «Die Geschichte wird von Gott gelenkt. Diejenigen, die behaupten, die Einheit der Kirchen sei unmöglich, setzten sich an die Stelle Gottes. Wer sind wir, dass wir die Zukunft vorher bestimmen könnten?» Im Gespräch mit dem Pressedienst der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, «SOK Aktuell», sagte Metropolit Ioannis, der auch einer der beiden Ko-Präsidenten der internationalen Gemischten katholisch-orthodoxen Dialogkommission ist, dass der Dialog mit der römisch-katholischen Kirche für die Orthodoxie von besonderer Wichtigkeit sei, da beide Kirchen die gemeinsame Tradition, das ganze erste Millenium, teilten. Beide Kirchen wiesen daher in der Ekklesiologie viele grundlegende Gemeinsamkeiten auf, die Unterschiede beträfen hauptsächlich die Frage des Primats und der Stellung des Bischofs von Rom. Bei der bisherigen Primatsdiskussion (s. auch in diesem Heft, S. 10-12) ging es laut Metropolit Ioannis um die Prüfung der Frage, «wie der Kirchenprimat Roms universal anerkannt war und auf welche Weise und unter welchen Bedingungen er im ersten Millenium anerkannt war». Einigkeit bestehe darüber, dass er immer im Kontext der Synodalität ausgeübt worden sei. Schwieriger sei eine Einigung über die Entwicklung im zweiten Jahrtausend, «weil sich das Papsttum in dieser Zeit ohne jegliche Gemeinschaft mit dem Osten und eigentlich in der Polemik mit dem Osten entwickelte». Nach der historischen Untersuchung müssten die theologischen Prinzipien in Bezug auf den Primat diskutiert werden. Für Metropolit Ioannis steht dabei noch viel Arbeit an: «Wir sind nicht einer abschließenden Vereinbarung nahe, aber ich denke, dass wir in eine gute Richtung gehen.»

Ausdrücklich wandte sich der Metropolit gegen Strömungen in der orthodoxen Welt, die den Dialog mit der katholischen Kirche ablehnen. Dahinter stünden Ängste vor einer Dominanz Roms, sagte Metropolit Ioannis und fügt hinzu: «Ich denke, es gibt seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Anzeichen dafür, dass die römisch-katholische Kirche ihre Haltung gegenüber den orthodoxen Kirchen geändert hat. Sie wollen uns nicht unter die Dominanz des Papstes bringen.» Der Dialog sei nichts, wovor sich die Orthodoxen fürchten müssten, denn sie würden durch ihn nichts verlieren. Deshalb plädierte der Metropolit für mehr Selbstvertrauen auf orthodoxer Seite.

Mediendienst der Universität Münster, 5. Juli; SOK Aktuell, 9. Juli 2010 – S.K.

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