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Ökumene: Zwölfte Vollversammlung der Dialogkommission endet ergebnislos

19. Oktober 2010
Die zwölfte Vollversammlung der «Gemischten Theologischen Kommission für den Dialog zwischen der römischkatholischen und der Orthodoxen Kirche » vom 20. bis 27. September in Wien hat zu keinem Durchbruch in der strittigen Frage nach der Rolle des Bischofs von Rom innerhalb der Gemeinschaft der Kirche geführt.

Die Dialogteilnehmer beider Seiten haben sich jedoch für eine Fortsetzung der Gespräche ausgesprochen. Im Schlusskommuniqué wird festgehalten, dass das besprochene Arbeitspapier über «Die Rolle des römischen Bischofs im ersten Jahrtausend» weiter überarbeitet werden müsse. Bereits an der zehnten Vollversammlung der Dialogkommission in Ravenna 2007 war die Bildung zweier Unterkommissionen beschlossen worden, die eine Textvorlage zur Primatsfrage und zur Rolle des Bischofs von Rom erarbeiten sollten. Der erarbeitete Textentwurf wurde dann auf der elften Vollversammlung in Paphos auf Zypern 2009 zur Diskussion gestellt, konnte aber wegen der weit auseinander liegenden Ansichten nicht abschließend beraten werden (s. G2W 9/2010, S. 12-14). Auch die jetzige Gesprächsrunde in Wien brachte offenbar keine Fortschritte, da beide Seiten weiterhin Verbesserungsbedarf am Arbeitspapier von Zypern anmeldeten. Eine Unterkommission soll sich jetzt mit «den theologischen und ekklesiologischen Aspekten des Primats im Zusammenhang mit der Synodalität» beschäftigen und nächstes Jahr dazu Ergebnisse vorlegen. Dass die Gespräche in Wien keinen «Durchbruch» gebracht hätten, unterstrich besonders der Leiter des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche, Metropolit Ilarion (Alfejev). Das von einigen Medien veröffentliche Arbeitspapier gebe nicht die Position der Orthodoxen Kirche wider. «Die orthodoxen Teilnehmer bestanden seit Beginn der Sitzung darauf, dass dieses Dokument […] nicht im Namen der Kommission offiziell veröffentlicht werden kann; es wurde auch von ihren Mitgliedern nicht unterschrieben. Von orthodoxer Seite stellte man fest, dass der Text auch nach einer Überarbeitung nur den Status eines Arbeitspapiers und keinesfalls einen offiziellen Status haben könne.» Zur Begründung erklärte Metropolit Ilarion, der Text gehe von einer «falschen Vorstellung» über die kirchliche Machtverteilung im ersten Jahrtausend aus. Es fehle auch die Feststellung, dass sich die Jurisdiktion des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend nicht auf den Osten erstreckt habe. Auch wenn dieser in einzelnen theologischen Streitfragen im Osten als «Schiedsrichter» eingeschritten sei, habe er dort keine Jurisdiktionsvollmachten gehabt. Metropolit Ilarion äußerte die Hoffnung, dass bei der nächsten Vollversammlung, die vermutlich in zwei Jahren stattfinden wird, «auch die katholische Seite dieser Position zustimmt, die von zahlreichen Zeugnissen bestätigt wird». Der Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, betonte, dass die behandelte Frage nach den konkreten historischen Ausformungen des päpstlichen Primats «das wahrscheinlich schwierigste Thema zwischen Orthodoxen und Katholiken» sei. Beim Abschlussgottesdienst im Stephansdom erinnerte der Kardinal daran, dass der Dialog nur als «Dialog der Liebe» Bestand und Erfolg haben könne. Bei allem ökumenischen Bemühen stelle das «Miteinander der Apostel», unter denen Petrus der Erste gewesen sei, die «Urform für das Miteinander, das wir suchen», dar.

KNA, 4. Oktober; Kathpress, 24. September, 3. Oktober 2010 – S.K.

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