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Österreich: Serbischer Patriarch Irinej ruft Kirchen zu verstärktem ökumenischen Dialog auf

19. Oktober 2010
Das Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Irinej, hat während seines Österreichbesuchs vom 10. bis zum 14. September anlässlich der 150-Jahrfeier der serbisch-orthodoxen Kirchgemeinde in Wien zu verstärktem ökumenischen Engagement aufgerufen.

In einer Festrede betonte Patriarch Irinej, dass die Serbische Orthodoxe Kirche sich vorbehaltlos für den zwischenkirchlichen Dialog einsetze, denn die Kirche sei«ihrem Wesen nach dialogisch ». Würde sich die Orthodoxe Kirche nicht im ökumenischen wie interreligiösen Dialog beteiligen, «so würde sie aufhören, Kirche zu sein und sich in eine Sekte verwandeln». Die Kirche könne sich daher niemals mit den Trennungen abfinden, da dies eine schwere Sünde bedeute: «Diejenigen, die sich mit Schisma und Teilung versöhnen, begehen eine schwerere Sünde als diejenigen, die diese hervorgerufen haben, denn sie leugnen den Willen Gottes, dass alle zusammen und eins am Ende der Geschichte seien.» Patriach Irinej wurde von der Stiftung «Pro Oriente» die Würde eines «Protektors » der Stiftung verliehen. In diesem Rahmen erinnerte Patriach Irinej auch an die 1700 Jahrfeier des Edikts von Mailand im Jahr 2013, zu dem in der südserbischen Stadt Niš eine zentrale Jubiläumsfeier stattfinden soll. In Niš, damals Naissos, wurde Kaiser Konstantin geboren. «Dies ist ein wichtiges Datum und eine Gelegenheit, die Lage der Kirchen und der Religionsgemeinschaften im heutigen Europa zu überdenken, das heißt, die Fragen der Religionsfreiheit und der Gleichheit neu im zeitgenössischen Kontext zu interpretieren und somit das Mailänder Edikt zu aktualisieren. » Der Patriarch hatte bereits im Januar erklärt, dass er einen Besuch des Papstes in Serbien anlässlich der Jubiläumsfeier 2013 begrüße. Ein Großteil des Reiseprogramms war auch den Treffen mit serbisch-orthodoxen Gläubigen gewidmet. So besuchte der Patriarch die Kirchgemeinden in Wien und Linz und weihte in Mauthausen, wo 8000 serbische Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg begraben liegen, das Gelände für eine Friedhofskapelle ein. Auf seiner ersten Auslandsreise traf Patriarch Irinej aber auch mit dem Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, und dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer zusammen. Thema bei den Gesprächen war auch die Situation im Kosovo. Der Patriarch betonte, dass eine gerechte Lösung für beide Seiten, d. h. für Serben wie Albaner, gefunden werden müsse; andernfalls bliebe das Kosovo ein ständiger «Zankapfel» und eine «Quelle von Missverständnissen». Um zu einer gerechten Lösung in der Kosovo-Frage zu gelangen, müssten den Tausenden serbischen Flüchtlingen eine Rückkehr ins Kosovo ermöglicht werden; außerdem bedürfe es eines wirksamen Schutzes der serbischen Heiligtümer. Aus serbischer Sicht stelle das Kosovo «nicht nur einen geographischen Begriff» dar, sondern vielmehr sei es «für uns das allerheiligste Land, die Wiege unserer Geschichte und unseres Glaubens».

SOK Aktuell, 10.–14. September; Kathpress 12.–14.September 2010 – S.K.

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