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Orthodoxe Kirche bei Istanbul soll Moschee werden

30. November 2009

Die türkische Zeitung «Milliyet» berichtete am 25. August, dass die 180 Jahre alte griechisch-orthodoxe Hl. Dimitrios- Kirche des Dorfes Ortaköy bei Istanbul trotz zahlreicher internationaler Proteste zu einer Moschee umgebaut und mit einem Minarett ausgestattet werden soll.

Der frühere Vorsitzende der Istanbuler Architektenkammer und Dozent an der Kunstakademie, Denkmalschützer Oktay Ekinci, kritisierte die Zustimmung der Behörden zum Umbau als «unwissenschaftlich und unethisch».

Die Hl. Dimitrios-Kirche war 1831 von orthodoxen Gläubigen des einst griechischen Dorfes Selymbria (heute türk. Ortaköy) errichtet worden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Einwohner des Dorfes im Zug des sog. «Bevölkerungsaustausches » 1923 - der Vertreibung der griechischen Bevölkerung aus Kleinasien - ausgewiesen: Damals mussten ca. 1,5 Mio. Griechen Kleinasien verlassen, während 600 000 Türken aus Nordgriechenland in die Türkei umgesiedelt wurden. Auch in Selymbria, das zu Ortaköy wurde, ließen sich neu zugezogene Türken nieder. Sie nutzten die Kirche als Moschee und errichteten ein Holzminarett. Später wurde die Kirche als Lager und Stall missbraucht und zuletzt unter Denkmalschutz gestellt.

Bei ihrer Entscheidung für den Umbau der Kirche in eine Moschee stützen sich die heutigen Behörden auf die vorübergehende Nutzung des Gebäudes als muslimisches Gotteshaus: Laut «Milliyet » genehmigten sie den Umbau offiziell als «Restaurierung». Dazu erklärte Ekcini: «Bei dem Gebäude handelt es sich zweifelsfrei um eine Kirche. Es ist eine Kirche, auch wenn sie zeitweise als Moschee genutzt wurde.» - Ortaköy ist heute Teil des sog. «Speckgürtels » um Istanbul, wo zahlreiche Wochenendhäuser stehen. Kommunalpolitiker der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Recep T. Erdogan haben grünes Licht für den Umbau der Kirche gegeben, obwohl dieser den religiösen Minderheiten mehr Rechte zugesprochen hat.

Orthodoxie Aktuell 9/2009, S. 6

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