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Patriarchat Moskau eröffnet Priesterseminar bei Paris

18. Januar 2010

Die Russische Orthodoxe Kirche hat Ende November 2009 in Épinay-sous- Sénart, 20km südlich von Paris, ihr erstes Priesterseminar außerhalb des Gebietes der früheren UdSSR eröffnet.

Das Priesterseminar ist in dem ehemaligen katholischen Frauenkloster Sainte Geneviève untergebracht. Der feierlichen Eröffnung wohnten Erzbischof Ilarion (Alfejev), Chef des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche; Erzbischof Innokentij (Vasiljev), Oberhaupt der Eparchie Korsun; Metropolit Emmanuel (Adamakis), Präsident der Versammlung Orthodoxer Bischöfe in Frankreich; Erzbischof Gabriel (De Vylder), Oberhaupt der Erzdiözese der Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa; Erzbischof Feofan (Galinskij) von Berlin sowie die Rektoren der theologischen Akademien von St. Petersburg und Kiew bei. Weiterhin anwesend waren Kardinal André Vingt-Trois, Erzbischof von Paris, Mgr Michel Duboist, Bischof von Evry, Pastor Claude Baty, Präsident der Protestantischen Föderation, sowie Vertreter des französischen Staates und der russischen Botschaft.

In seiner Grußbotschaft betonte Patriarch Kirill, die Russische Kirche bedürfe heute mehr denn je «sehr gut ausgebildeter und mit der europäischen Gesellschaft bestens vertrauter Fachleute», die problemlos in Wissenschaft, zwischenkirchlichen und diplomatischen Beziehungen sowie in den Auslandsgemeinden wirken könnten. Das Seminar stehe auch den Studierenden anderer orthodoxer Kirchen offen; es wolle nicht nur theologisches Ausbildungszentrum, sondern auch ein Ort orthodoxen Zeugnisses sein. Die Gründung des Priesterseminars sei «Ausdruck unseres Bestrebens, mit der christlichen europäischen Zivilisation zusammenzuarbeiten»; es sei «ein wichtiger Schritt auf dem Weg, unser Verhältnis zu den europäischen Kirchen zu vertiefen». Das Lehrpersonal umfasst etwa ein Dutzend Dozenten; Rektor ist Priester Alexander Sinjakov, Sekretär der Eparchie Korsun und zuständig für dogmatische Theologie und Griechisch. Zwei Dozenten sind katholische Theologen.

Am Seminar studieren derzeit 15 Studierende vor allem aus Russland, der Ukraine und der Republik Moldau. Künftig sollen die Seminaristen zudem an verschiedenen universitären Einrichtungen studieren, wie der Sorbonne, dem Institut catholique de Paris, der École cathédrale und am orthodoxen theologischen Institut St-Serge - mit dem das Seminar allerdings bis heute noch keinerlei Modalitäten einer Zusammenarbeit ausgearbeitet hat. Priester Nicolas Lossky, Geistlicher der Eparchie Korsun, lehnte daher eine Einladung, am neu gegründeten Priesterseminar zu unterrichten, mit der Bemerkung ab: Er würde die Seminaristen gern in seinem Kolleg «Geschichte der westlichen Kirche» in St-Serge empfangen. Finanziert wird das Priesterseminar zum größten Teil von der Stiftung «Russkij mir» (s. in diesem Heft, S. 7f.), einer Organisation, die im Juni 2007 von Premierminister Vladimir Putin gegründet worden war, um russische Sprache und Kultur zu verbreiten sowie russische Bürger, Nachfahren russischer Emigranten und russischsprachige Personen, auf der ganzen Welt zu vereinen. Laut dem Stv. Vorstandsvorsitzendem Vasilij Istratov übernimmt «Russkij mir» einen Großteil der Kosten, so die Löhne der Mitarbeiter und die Studiengebühren an der Sorbonne.

SOP Nr. 343, Dezember 2009 - O.S.

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