Skip to main content

Polnische Bischöfe erklären Aufarbeitung der Geheimdienstakten für beendet

20. Mai 2009

Die Katholische Bischofskonferenz Polens hat in einem Kommuniqué zu ihrer Frühjahrsvollversammlung vom 11. März erklärt, die Aufarbeitung der Kontakte einiger ihrer Mitglieder zum früheren kommunistischen Geheimdienst «SB» sei beendet.

Man habe den entsprechenden Abschlussbericht zweier Kirchenkommissionen, die die Kollaborationsvorwürfe zu prüfen hatten, im Oktober 2008 dem Heiligen Stuhl übermittelt. Inzwischen liege eine Antwort aus dem Vatikan vor, in der Staatssekretär Tarcisio Kardinal Bertone feststelle, es gebe keine Grundlage für Vorwürfe «einer verschuldeten und freiwilligen Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten der Volksrepublik Polen» und damit auch keinen Grund für weitere personelle Konsequenzen. Zudem habe Kardinal Bertone das Vorgehen der Bischöfe gewürdigt: Sie hätten sich «mutig» der Vergangenheit gestellt, obwohl sie dazu nicht verpflichtet gewesen seien. Der polnische Episkopat wies in seinem Kommuniqué außerdem alle Kollaborationsvorwürfe gegen den derzeitigen Apostolischen Nuntius in Polen, Erzbischof Józef Kowalczyk, zurück: Dieser war im Januar der Mitarbeit mit dem Geheimdienst beschuldigt worden und hatte daraufhin umgehend seine Akte von Fachleuten prüfen lassen. Diese stellten fest, dass der Erzbischof von 1982 bis 1990 zwar als «Informationskontakt» beim SB registriert gewesen sei, jedoch keinerlei Hinweise auf eine tatsächliche Zusammenarbeit vorlägen. Kirchlichen Angaben zufolge standen mehr als zehn der noch lebenden Bischöfe als «Informanten» auf den Listen des Geheimdienstes. Dazu erklärten der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Józef Michalik, die Erzbischöfe Józef Z? yci? ski und Henryk Muszy? ski und andere, der Geheimdienst habe ihre Namen ohne ihre Einwilligung in die Listen eingetragen. Wie das für die Geheimdienstakten zuständige Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) bestätigte, konnte eine Registrierung auch ohne Wissen eines Betroffenen vorgenommen werden. Laut einer repräsentativen Umfrage zeigten sich 39% der Polen wegen der Schließung der Geheimdienstakten enttäuscht.

NÖK, 19., 26. März 2009.

Drucken