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Rigaer Synagoge nach Restaurierung wiedereröffnet

28. September 2009

Nach zweijährigen Restaurierungsarbeiten wurde Mitte August die einzige Synagoge in der lettischen Hauptstadt, die Peitav Schul, wiedereröffnet.

Der Leiter der jüdischen Gemeinde Lettlands, Arkadij Sucharenko, erklärte wenige Tage vor der Eröffnung gegenüber der Presse, die Rigaer Synagoge sei ein Symbol dafür, dass die jüdische Gemeinde lebe und sich entwickle. Die Peitav Schul steht unter Denkmalschutz, sie ist eines der wenigen Sakralgebäude weltweit, die im Jugendstil errichtet worden sind. Dekor und Inneneinrichtung des eleganten und schlichten Gebäudes bilden stilisierte Palmwedel und Lotosblumen.

Die jüdische Gemeinde in der Altstadt von Riga hatte um 1900 ein Grundstück im Zentrum der lettischen Hauptstadt erworben und 1903 die Erlaubnis zum Bau der Peitav Schul erhalten. Mit dem Entwurf des Gebäudes und der Bauleitung wurde der bekannte deutschbaltische Kunsthistoriker und Architekt Wilhelm Neumann (1849-1919) beauftragt, der die Synagoge in Zusammenarbeit mitdem Architekten Hermann Seiberlich 1905 fertig stellte. Zwischen den beiden Weltkriegen war die Pejtav Schul eine der vier Choralsynagogen Rigas, ihr Chor war über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Bis zum Einmarsch der Deutschen 1941 lebten etwa 100 000 Juden in Lettland, nur 12 000 überlebten den Holocaust. Nach dem Krieg kehrten 120 Rigaer Juden nach Riga zurück. Bis auf die Peitav Schul waren alle Synagogen Rigas von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt worden; vermutlich entging sie nur deshalb der Zerstörung, weil sie mitten in der Altstadt stand und man einen Grossbrand befürchtete. Stattdessen wurde sie als Lagerraum missbraucht.

Nach dem Krieg stellte sich heraus, das der östliche Teil der Synagoge zugemauert worden war: Hinter der Wand verbarg sich der Schrein mit den Thora-Rollen, die alle erhalten geblieben waren. Man vermutet, dass der Pastor einer in der Nähe befindlichen lutherischen Kirche, Gustav Schaurums, den Schrein vor der Vernichtung retten konnte. In sowjetischer Zeit fanden wieder Gottesdienste statt. Peitav Schul war eine der wenigen aktiven Synagogen und eine von vieren, die über einen Chor verfügten. Trotz aller Einschränkungen und der Kontrolle durch den KGB blieb die Synagoge unter den Sowjets das Zentrum des jüdischen religiösen Lebens in der Stadt. Allerdings stellte ihr die Staatsmacht keinerlei finanziellen Mittel für eine Restaurierung des Gebäudes zur Verfügung; die Gemeinde hielt das Gebäude aus eigenen Kräften instand, so gut es ging. Die Kosten für die jetzigen Renovierungsarbeiten betrugen 2,8 Mio. Dollar; an der Finanzierung beteiligten sich mehrere EU-Fonds, der lettische Staat und rund hundert Privatpersonen. An der Einweihungsfeier nahmen Staatspräsident Valdis Zatlers, Premierminister Valdis Dombrovskis, der Bürgermeister von Riga, Nil Uschakov, sowie Vertreter der jüdischen Gemeinden und Organisationen Lettlands und der EU teil.

www.religio.ru, 24. August 2009 - O.S.

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