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Rumänien: Verliert die Griechisch-katholische Kirche erneut ihren Besitz?

04. Mai 2009

Die Griechisch-katholische Kirche in Rumänien könnte ihre Gotteshäuser sowie ihren übrigen Besitz ein weiteres Mal verlieren, falls das Parlament des Landes ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, wie Bischof Virgil Bercea von Oradea Mare/Großwardein, Verantwortlicher der Laienkommission der Katholischen Bischofskonferenz in Rumänien erklärte. Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur «Zenit» sagte er, das juristische Komitee der rumänischen Abgeordnetenkammer habe vom 27. bis 29. Januar einen Gesetzentwurf diskutiert, der die Eigentumsverhältnisse für Kirchgebäude und Grundstücke regeln soll. Laut Entwurf «soll in Dörfern, wo es Kirchgemeinden oder Klöster beider [orthodoxer und griechisch- katholischer] Religionsgemeinschaften gibt, der entsprechende Besitz - Kultstätten, Gemeindehäuser, Friedhöfe und Gelände - der jeweiligen religiösen Mehrheit gehören». Mit Blick auf eine solche angestrebte Regelung betonte Bischof Bercea: «Falls dieses Gesetz angenommen wird, könnte sich wiederholen, was uns 1948 angetan worden ist, als Stalin der Griechischkatholischen Kirche das Existenzrecht entzogen hat. - Eine Regelung wie die angestrebte wird uns zwangsläufig schaden, weil die griechisch-katholischen Christen stets in der Minderheit waren (obwohl sie für das Leben des Landes außerordentlich wichtig sind).» Die Griechisch-katholische Kirche sei sich darüber im Klaren, dass sie zu klein ist, um die Annahme des Gesetzes zu verhindern. Das Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche Rumäniens, Erzbischof Lucian Mures¸ an von Alba-Iulia und Fagaras, den Papst Benedikt XVI. im Jahre 2005 zum Großerzbischof erhoben hatte, forderte Präsident Traian Basescu und Premierminister Calin Popescu-Tariceanu auf, den Gesetzesentwurf abzulehnen: Seine Annahme werde «der Kirche moralischen und materiellen Schaden zufügen und die verfassungsmäßigen Rechte der Gläubigen verletzen». Als Rechtsnachfolger des kommunistischen Regimes habe der rumänische Staat «die moralische Pflicht, der Kirche alles das zurückzugeben, was ihr weggenommen worden ist. Wir bitten nur um das, was uns laut rumänischer Verfassung und internationalem Recht gehört», heißt es wörtlich. Bischof Bercea äußerte gegenüber «Zenit», der griechisch-katholischen Diözese Oradea hätten bis zum Jahr 1948 220 Kirchen gehört, von denen bisher aber nur 19 zurückgegeben worden sind. «Oft bitten wir lediglich darum, man möge uns erlauben, eine Kirche gemeinsam mit den Orthodoxen zu nutzen, zu jeweils anderer Zeit.» In einigen Dörfern seiner Diözese gebe es zwei Kirchen - eine, die seit jeher orthodox sei, und eine zweite, ursprünglich griechisch-katholische, die die kommunistischen Machthaber den Orthodoxen übergeben haben und die seither in orthodoxem Besitz sei. Die orthodoxen Geistlichen würden in diesen Dörfern in beiden Kirchen abwechselnd zelebrieren - dabei bleibe die Kirche, in der kein Gottesdienst gefeiert wird, abgeschlossen. Hingegen seien die Griechisch- Katholischen gezwungen, ihre Gottesdienste «in Wohnungen, Schulen oder einfach unter freiem Himmel zu feiern». Einige orthodoxe Bischöfe bedauerten diese Situation. Andererseits gebe Orte, wo «beide Kirchen harmonisch miteinander leben und wo die orthodoxe Kirche ursprünglich griechisch-katholischen Besitz zurückerstattet - zwar nicht allen, aber zumindest das, wessen wir bedürfen». Es gebe zudem sehr viele orthodoxkatholisch gemischte Familien.

www.portal-credo.ru, 20. Februar; NÖK, 20. Februar 2009 - O.S.

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