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Russischer Patriarch erhebt umstrittenen Erzbischof Alexij (Kutjepov) zum Metropoliten

20. Mai 2009

Patriarch Kirill hat am orthodoxen Ostermontag, dem 20. April, verschiedene Erhöhungen von Hierarchen vorgenommen. Befremdet nimmt man zur Kenntnis, dass der neue Patriarch für «eifrigen Dienst an der Kirche Gottes» den Erzbischof Alexij (Andrej Kutjepov, *1953) von Tula und Bjeljev zum Metropoliten erhob.

Mancher in der Russischen Kirche mag sich noch an die dubiose Vergangenheit des neuen Metropoliten erinnern, der Ende der 80er Jahre eine steile, zu vielen Fragen Anlass gebende Karriere gemacht hatte. Nach der Matur studierte Andrej Kutjepov von 1970 bis 1972 Chemie an einer Moskauer Fachhochschule; 1973 trat er ins Moskauer Geistliche Seminar ein, das er 1975 abschloss (zum Militär wurde er nicht eingezogen, was damals ohne «Protektion » praktisch nicht möglich war - es sei denn, es lagen gesundheitliche Probleme vor). Im selben Jahre 1975 erklomm er überaus schnell wichtige Sprossen der kirchlichen Stufenleiter, wie das bei Geistlichen üblich war, die vom KGB «begleitet» wurden: Februar - Diakon, Juni - Priester; im September legte er im Sergij-Dreifaltigkeits-Kloster zu Sergijev Possad (damals: Sagorsk) die Mönchsgelübde ab und nahm den Mönchsnamen Alexij an; gleich am nächsten Tag wurde er zum Igumen und bereits im November 1975 zum Archimandriten erhoben (Archimandrit: in der Mönchshierarchie die höchste Stufe vor der Bischofsweihe). Er lebte nun im Kloster zu Sergijev Possad. Nach dem Priesterseminar studiert Archimandrit Alexij (Kutjepov) an der Geistlichen Akademie Sergijev Possad (Sagorsk) weiter, die er 1979 mit dem Grade eines «Kandidaten» (Doktor) abschloss. Im März 1984 wurde er zum faktischen Vorsteher des Dreifaltigkeits- Klosters ernannt: «Namestnik» - «Stellvertreter», weil de iure der Patriarch Vorsteher dieses Klosters ist. Man fragt sich, ob ein junger Mensch von 31 Jahren über die spirituellen und menschlichen Qualitäten verfügen kann, um das bedeutendste Kloster der Russischen Kirche zu leiten. Schließlich avancierte Archimandrit Alexij (Kutjepov) im Oktober 1988 sogar zum Chef der Wirtschaftsabteilung des Patriarchats - damit kontrollierte er das gesamte Finanzwesen der Kirche. Die Bischofsweihe erfolgte wenig später, am 1. Dezember 1988. Als Vikarbischof des Patriarchen (damals Pimen [Izvekjov, 1910-1990]) führte er den Titel eines Bischofs von Sarajsk, bereits einen Monat später erfolgte die Erhebung zum Erzbischof. Dieser rasante Aufstieg vollzog sich im Rahmen eines dubiosen - vom KGB gesteuerten - Vorganges, der damals die Gläubigen - Geistliche und Laien - empörte: Patriarch Pimen war aus Krankheitsgründen faktisch nicht mehr regierungsfähig. Eine mafiöse Gruppe innerhalb der Kirche nutzte die Gebrechlichkeit des Schwerkranken aus, um sich zu bereichern. Unter Führung der Pflegerin des Patriarchen plünderte diese Gruppe die Kirche aus, in welchem Auftrag auch immer. Dazu gehörte auch Erzbischof Alexij (Kutjepov), der als «Wirtschaftsminister» der Kirche genau an der «richtigen» Stelle» saß. Nach dem Tod von Patriarch Pimen hat sein Nachfolger, Patriarch Alexij II. (Graf von Rüdiger, 1929-2009), gleich nach seiner Thronbesteigung (10. Juni 1990) diesen unsauberen Erzbischof am 20. Juli 1990 nach Almaty/Kasachstan verbannt (hier wirkte er als Vorsteher der zentralasiatischen Eparchien). Im Sommer 2000 machte er dann wieder von sich reden: Unter seinem Vorsitz maßregelte eine Eparchialversammlung auf demütigendste Weise einige Priester, weil diese sich katechetisch betätigten und einige vernünftige Neuerungen durchsetzen wollten (s. G2W 2/2001, S. 20f.). Nach Beschimpfungen («Sektierer») und Verleumdungen riss der Erzbischof den Priestern die Brustkreuze ab und zerriss einem sogar das Gewand. - Erst 2002 konnte Alexij als Erzbischof von Tula und Bjeljev ins europäische Rußland zurückkehren. Dass Patriarch Kirill einen Hierarchen mit so umstrittener Vergangenheit zum Metropoliten erhebt, ist in höchstem Grade verwunderlich. www.portal-credo.ru, 20. April 2009 - O.S./G.S.
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