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Russland: Ergebnisloser Briefwechsel zwischen ÖRK-Generalsekretär und Patriarch Kirill

17. März 2022

Patriarch Kirill vermeidet weiterhin das Wort „Krieg“ für das reale Kriegsgeschehen in der Ukraine.

In einem Schreiben an den geschäftsführenden Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca, sprach das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) von „dramatischen Entwicklungen in der Ukraine“, auf die sich die Gedanken und Gebete von Christen weltweit richteten. Der orthodoxe Priester Sauca hatte am 2. März an Patriarch Kirill geschrieben und ihn gebeten, seine Stimme zu erheben, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Zu Beginn der Fastenzeit in der West- wie Ostkirche, so Sauca, „schreibe ich Eurer Heiligkeit […] und bitte Sie um Mediation mit den Behörden, damit sie diesen Krieg beenden, das Blutvergießen und das Leid stoppen und sich anstrengen, durch Dialog und Verhandlungen Frieden herbeizuführen.“

In seinem Antwortschreiben an Sauca vom 10. März betonte Patriarch Kirill, dass der Konflikt nicht erst heute begonnen habe. Wie der russische Präsident Vladimir Putin in seiner ideologischen Rechtfertigung des Angriffskrieges schrieb auch der Patriarch von einer immer weiter aufrüstenden NATO, die Russlands Sicherheit bedrohe, sowie von der in ihren Rechten und Traditionen angeblich bedrohten Bevölkerung im Donbass. Dabei würden die politischen Kräfte des Westens jedoch nicht direkt gegen Russland kämpfen, sondern andere Mittel verwenden, indem sie die Brudervölker – Russen und Ukrainer – zu Feinden zu machen suchten: „Die schrecklichste Sache sind nicht die Waffen, sondern das Bemühen zur ‚Umerziehung‘, zur geistigen Umgestaltung der in der Ukraine lebenden Ukrainer und Russen zu Feinden Russlands.“

Diesem Ziel diene auch das „2018 von Patriarch Bartholomaios ausgelöste Kirchenschisma“, womit Patriarch Kirill auf die Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine anspielt. Dieser Akt habe vor allem von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die zum Moskauer Patriarchat gehört, Tribut gefordert. Das Oberhaupt der ROK beschloss seinen Brief mit der Bitte an Sauca, dass „der Ökumenische Rat der Kirchen auch in diesen schwierigen Zeiten, wie es in seiner gesamten Geschichte der Fall war, in der Lage sein wird, eine Plattform für einen unvoreingenommenen Dialog zu bleiben, frei von politischen Präferenzen und einseitigen Ansätzen“. (NÖK, 17.3.2022)

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