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Russland: Katholiken wünschen engere Zusammenarbeit mit der Russischen Orthodoxen Kirche

25. Oktober 2010
Der Generalsekretär der Russischen Bischofskonferenz, Priester Igor Kovalevskij, hat das Verhältnis der Katholiken zu den Orthodoxen im Land trotz der bestehenden dogmatischen Unterschiede als gut bewertet. Im Interview mit der Zeitung « Nezavisimaja gazeta» erklärte Kovalevskij, dass die kleine katholische Kirche in Russland «an einer starken Orthodoxie interessiert» sei, mit der man zusammenarbeiten könne.

Kovalevskij erinnerte dabei an die zahlreichen Gemeinsamkeiten in der Lehre zwischen beiden Kirchen – die einzige fundamentale Streitfrage sei die Rolle des Papstes.

Zudem hob Kovalevskij hervor, dass beide Kirchen gemeinsame Werte vertreten, die es vor der modernen säkularen Welt zu schützen gelte. Die Katholiken in Russland müssten immer wieder gegen das verbreitete Klischee ankämpfen, Katholizismus und moderne westeuropäische Kultur seien eng miteinander verknüpft. Dabei müsse Europa vielmehr re-evangelisiert werden, da es allmählich seine christlichen Wurzeln verliere. Zentrales Anliegen von Papst Benedikt XVI. sei es daher, den Europäern ihre christliche Traditionen und Werte ins Gedächtnis zu rufen. – Einem Treffen zwischen Papst Benedikt XVI. und Patriarch Kirill blickten die russischen Katholiken laut Kovalevskij «gelassen» entgegen: Weder Katholiken noch Orthodoxe wünschten, dass es sich dabei lediglich um ein protokollarisches Treffen handle. Wann diese Begegnung stattfinde, liege allein «in Gottes Hand».

Zur gegenwärtigen Situation der römisch-katholischen Kirche in Russland sagte Kovalevskij, dass sich deren Gemeinden auf ganz Russland verteilten, jedoch nur ein Prozent aller registrierten religiösen Organisationen im Land ausmachten. Praktisch alle Katholiken seien russische Staatsbürger, die trotz polnischer, deutscher oder litauischer Wurzeln in der russischen Sprache und Kultur beheimatet seien. Daher würden alle Gottesdienste auf Russisch zelebriert. Die größte katholische Gemeinde sei diejenige in Moskau mit schätzungsweise 50 000 Gläubigen. Problematisch sei allerdings, dass die beiden zur Verfügung stehenden Gotteshäuser sowie die dritte im Bau befindliche Kirche bei weitem nicht für die Zahl der Gläubigen ausreichten: «Vor der Revolution gab es die Kirche St. Louis und die Gemeinde Petrus und Paulus. Da diese rasch immer größer wurde, brauchten wir ein neues Gotteshaus und errichteten die Kirche Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria, die mittlerweile unsere Kathedrale ist. Leider wurde die Kirche Petrus und Paulus privatisiert, und ein Gericht hat diese Privatisierung rechtlich anerkannt.»

www.religio.ru, 3. September 2010 – O.S.

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