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Russland: Katholische Bischöfe und buddhistischer Lama äußern sich gegen den Krieg

13. Oktober 2022

Anlässlich der Teilmobilmachung in Russland hat sich Erzbischof Paolo Pezzi im Namen der Bischofskonferenz der katholischen Bischöfe in Russland gegen den Krieg gegen die Ukraine ausgesprochen.

Die „Konfrontation“ in der Ukraine habe sich zu einem umfassenden kriegerischen Konflikt ausgewachsen, der Tausende Menschenleben gekostet und das Vertrauen und die Einheit zwischen Ländern und Völkern zerrissen habe sowie die Existenz der ganzen Welt bedrohe. Krieg „war nie und wird nie ein Mittel zur Lösung von Problemen zwischen Nationen sein“, heißt es in dem Statement, dies habe die katholische Kirche in Russland schon vor einem halben Jahr gesagt.

In ihrer Erklärung verweisen die katholischen Bischöfe Russlands zudem auf die Worte von Papst Franziskus am Treffen der Weltreligionen im September in Kasachstan. Der Papst hatte dazu aufgerufen, sich nicht an den Krieg zu gewöhnen und sich nicht „mit seiner Unausweichlichkeit abzufinden“. Der einzige Ausweg sei Frieden, und „der einzige Weg zu ihm ist Dialog“. Die vom russischen Präsidenten Vladimir Putin verkündete Teilmobilmachung stelle viele Gläubige vor eine „ernste moralische Wahl“. Unter bestimmten Umständen habe die Staatsmacht „nicht nur das Recht, sondern ist auch verpflichtet, Waffen einzusetzen und von den Bürgern die Erfüllung ihrer Pflichten zu verlangen, die zum Schutz des Vaterlands notwendig sind“. Und wer der Heimat im Kriegsdienst ehrlich diene, „dient dem Allgemeinwohl“. All das sei gerecht, heißt es in dem Statement weiter, wenn die Kriegshandlungen auf die schnellstmögliche Beendigung des Konflikts und die Vermeidung von mehr Opfern zielten. Die Teilnahme an Kampfhandlungen sei letztlich eine Gewissensfrage des Einzelnen. Allerdings verweisen die Bischöfe auf das verfassungsmäßige Recht, den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen zu verweigern und der Gesellschaft auf andere Weise zu dienen.

Eine wesentlich klarere Position bezog der Oberste Lama der russischen Republik Kalmykien, Telo Tulku Rinpotsche (Erdin Ombadykov). In einem Interview mit einer russischen YouTube-Bloggerin sagte er, er halte den Krieg für falsch, er nütze niemandem, zumal im 21. Jahrhundert alle friedlich und ruhig leben und alle Länder sich entwickeln wollten. Er denke, dass die „ukrainische Seite natürlich wirklich im Recht ist, sie verteidigt ihren Staat, ihr Land, ihre Wahrheit, ihre Verfassung, ihr Volk“. Es sei sehr schwierig zu sagen und zu akzeptieren, dass Russland Recht habe. Das „ist sehr schwierig zu sagen, und ich kann das nicht“, fügte er hinzu. Telo Tulku Rinpotsche erklärte, den Krieg in der Ukraine bisher nicht kommentiert zu haben, um die „Beziehungen zwischen der Staatsmacht und unseren Buddhisten nicht zu verderben“. Lama Telo Tulku Rinpotsche befindet sich zurzeit in der Mongolei, wo er seit dem Kriegsbeginn ausgewanderte Kalmyken bei der Niederlassung unterstützt.

Die größte Zentralorganisation der russischen Buddhisten, die Sangha Russlands, hat sich von den Äußerungen Telo Tulku Rinpotsches distanziert. Seine „Aussagen, die sich nicht nur gegen die laufende militärische Spezialoperation richten, sondern auch eine proukrainische Position einnehmen, haben nichts mit der Sangha Russlands zu tun“, heißt es in einer Erklärung auf der Website der Sangha. Telo Tulku Rinpotsche sei Bürger der USA, deshalb sei seine Meinung keine Überraschung, erklärte das Oberhaupt der Buddhisten Russlands, Pandito Hambo-Lama Damba Ajuschejev. Dieser hatte schon früher erklärt, die Verteidigung des Vaterlands sei für Buddhisten
eine heilige Pflicht, deshalb nähmen viele Menschen aus Burjatien, Kalmykien und Tuva an der „Spezialoperation“ teil. (NZ, 13.10.2022)

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