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Russland: Kirchengericht bezeichnet Pazifismus als Häresie

27. Juni 2023

Ein Kirchengericht der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat Pazifismus als eine der Kirche fremde Häresie bezeichnet.

Das geht aus den Unterlagen des Verfahrens gegen Ioann Burdin hervor, in dem ihm die Priesterwürde aberkannt wurde, weil er sich gegen den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgesprochen hatte. Im März 2022 hatte Burdin in einer Predigt die Unzulässigkeit des Tötens thematisiert, nachdem er schon zuvor den Krieg verurteilt und entsprechende Materialien auf der Website seiner Kirchgemeinde publiziert hatte. Er wurde wegen Diskreditierung der russischen Armee zu einer Geldstrafe verurteilt. 

In den Unterlagen des Gerichts wird ausgeführt, Burdin habe sich in Bezug auf seine Haltung zum Krieg auf den Pazifismus berufen und diesen aus dem Christentum abgeleitet. Ihm wurde daraufhin vorgeworfen, ein „Pseudopazifist“ zu sein, weil er sich nie gegen den Krieg in der Ostukraine – in dem laut den Verfassern die Ukraine der Aggressor ist – ausgesprochen habe. So sei „sein Pazifismus vorgeblich, einseitig orientiert, hinter ihm ist deutlich seine antirussische politische Position zu sehen, die in unserem Land als inakzeptabel empfunden wird und, was wichtig zu betonen ist, radikal von der Position der ROK abweicht, die ihm zweifellos bekannt ist.“ Doch auch einen echten Pazifismus lehnte das Kirchengericht ab: „Doch auch der Pazifismus selbst, mit dem der Priester Burdin die Anschuldigungen gegen sich abzuwehren versucht, ist nicht mit den tatsächlichen Lehren der Orthodoxen Kirche vereinbar, die in den ‚Grundlagen der Sozialkonzeption‘ dargelegt sind. Der Pazifismus war in verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte Teil häretischer Doktrinen […].“

Im April 2022 hatte Ioann Burdin sein Amt und seine Kirchgemeinde verlassen, er betrieb weiterhin seinen Telegram-Kanal. Im September 2022 wollte er in die Jurisdiktion der Bulgarischen Orthodoxen Kirche wechseln, die bereit ist, ihn aufzunehmen. Als er beim Moskauer Patriarchat um Erlaubnis zum Wechsel bat, wurde ihm am 16. März 2023 das Feiern von Gottesdiensten verboten und das kirchliche Verfahren gegen ihn eingeleitet. Dabei wurde ihm vorgeworfen, die Leitung der ROK zu diskreditieren, das Vertrauen der Gläubigen in die Hierarchie zu untergraben und so der Kircheneinheit zu schaden. (NZ)

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