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Russland: Metropolit Ilarion als Leiter des Außenamts abgesetzt

12. Juli 2022

Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat Metropolit Ilarion (Alfejev) überraschend von seinem Posten als Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats abberufen.

An seiner Sitzung am 7. Juni 2022 ernannte er Ilarion, der seit 2009 das Außenamt geleitet hatte, zum Metropoliten von Budapest und Ungarn. Zugleich entband er ihn von seiner ständigen Mitgliedschaft im Hl. Synod und seiner Funktion als Rektor der kirchlichen Postgraduiertenschule des Hl. Kirill und Method. Neuer Leiter des Außenamts wird Metropolit Antonij (Sevrjuk), die Amtsübergabe fand am 10. Juni statt.

Metropolit Ilarion galt in den letzten Jahren als „Nr. 2“ im Moskauer Patriarchat, als nach dem russischen Patriarchen Kirill einflussreichste Persönlichkeit der ROK. Die Versetzung ist ein klarer Karriererückschritt für Ilarion, der als Außenamtsleiter sehr prominent auftrat und sich zu einer Vielzahl von Themen äußerte, unter anderem in seiner wöchentlichen Fernsehsendung „Kirche und Welt“ auf Rossija 24. Über die Gründe für die Absetzung gibt es nur Spekulationen. Vermutet wird, dass sich Ilarion aus Sicht von Patriarch Kirill zu zurückhaltend zum russischen Krieg gegen die Ukraine verhalten habe. Zwar hat er sich nie vom russischen Angriff distanziert, aber auch nicht dessen Rechtfertigung durch Patriarch Kirill übernommen. Möglich sei aber auch, dass Ilarion selbst um seine Versetzung gebeten habe, um aus der Schusslinie der aktuellen politischen Konflikte zu kommen. Budapest ist zudem kein unwichtiger Posten für die ROK, schließlich hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán verhindert, dass Patriarch Kirill auf die Sanktionsliste der EU kommt. Dafür hatte sich Metropolit Ilarion bei seinem Besuch in Ungarn Anfang Juni im Namen der ROK bedankt. Vor seiner Ernennung zum Leiter des Außenamts war Ilarion Bischof von Wien und Österreich und leitete von dort aus auch die Eparchie Ungarn. 

Mit dem 37-jährigen An­tonij, bisher Metropolit von Korsun und Westeuropa, übernimmt ein verhältnismäßig junger Hierarch das wichtige Außenamt. Als Leiter des westeuropäischen Exarchats verfügt er aber über außenpolitische Erfahrung. Zudem war er ab 2007 Assistent des damaligen Leiters des Außenamts, des heutigen Patriarchen Kirill, und nach Kirills Wahl zum Patriarchen 2009 war er dessen persönlicher Sekretär. Vorübergehend behält er die Leitung des westeuropäischen Exarchats, von der Leitung der Eparchie Korsun wurde er entbunden. (NZ)

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