Skip to main content

Russland: Moskauer Patriarchat kritisiert antiökumenische Ausfälle

25. Oktober 2010
Führende Vertreter der Russischen Orthodoxen Kirche haben sich von den antiökumenischen Ausfällen einer Gruppe von Klerikern und Gläubigen aus der Republik Moldau distanziert und diese scharf verurteilt.

Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Kirchlichen Außenamtes, erklärte am 15. September gegenüber der Zeitung «Nezavisimaja gazeta», dass die Gegner der ökumenischen Zusammenarbeit, die es in jeder orthodoxen Kirche gebe, über die anderen christlichen Konfessionen zumeist nur unzureichend informiert seien, und ihre Kritik häufig eher politischen, denn theologischen Erwägungen entspringe. Erzbischof Feognost (Guzikov), Vorsitzender der Synodalkommission für die Klöster, zitierte die antiökumenischen Kritiker am 4. September gar in seine Residenz ins Dreifaltigkeitskloster in Sergiev Posad und warf ihnen Kirchenspaltung vor.

Die Gruppe antiökumenischer Kritiker – zwei Priester und drei Gläubige aus der Metropolie Chişinău – hatte am 25. Mai einen offenen Brief an Patriarch Kirill veröffentlicht, in dem sie das Engagement der Russischen Orthodoxen Kirche in der Ökumene heftig beklagten. Unter Patriarch Kirill sei dieses Engagement sogar noch intensiviert worden. In ultimativem Ton forderten die Kritiker daher vom Patriarchen, persönlich Buße zu tun, und dass die Russische Orthodoxe Kirche aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) austreten solle. Erzbischof Feognost wies dieses Ansinnen im Gespräch mit den antiökumenischen Kritikern, zu dem auch noch weitere «Antiökumeniker» aus mehreren anderen Eparchien vorgeladen waren, empört zurück. Es sei nicht die Angelegenheit einfacher Kleriker und Laien, den Patriarchen zu maßregeln, vielmehr sollten sie sich um die ihnen anvertrauten Gemeinden kümmern.

Das Gespräch mit Erzbischof Feognost scheint jedoch nichts genützt zu haben, denn am folgenden Tag trat die Gruppe antiökumenischer Kritiker im Moskauer Zentrum für Slawisches Schrifttum und Kultur vor die Presse und forderte erneut den Austritt der Russischen Orthodoxen Kirche aus dem ÖRK. Der in konservativen kirchlichen Kreisen einflussreiche Priestermönch Rafail (Berestov) erklärte dabei, dass der Ökumenismus die «Häresie der Häresien» sei, die von den Freimaurern ins Leben gerufen worden sei: «Unsere allermeisten Bischöfe sind Gehilfen der Freimaurer.»

Auf diese Ausfälle reagierte Metropolit Ilarion mit seinem Interview in der «Nezavisimaja gazeta». Zwar sei das «Zelotentum» in Russland nach wie vor populär, doch sei die Kirche um ein Gespräch mit den antiökumenischen Kritikern bemüht; und letztlich werde das «Zelotentum» in dem Maße schwächer werden, wie Russland den ihm gebührenden Platz in der Weltgemeinschaft einnehmen werde, und die Russen die nicht-orthodoxen Christen besser kennen lernten.

www.religion.ng.ru, 15. September; www.portal-credo.ru, 22. Mai, 10. Juni, 9.–21. September 2010 – O.S.

Drucken