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Russland: Patriarch Kirill ruft zum Gedenken an die Opfer des Holocaust auf

19. August 2010
Im Vorfeld der Feiern zum 65. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland hat Patriarch Kirill dazu aufgerufen, die Vernichtung der Juden in Russland öffentlich zur Sprache zu bringen und «den Opfern des Holocaust Ehre zu erweisen ».

In einem an Jurij Kanner, den Präsidenten des Jüdischen Kongresses in Russland, der wichtigsten jüdischen Organisation des Landes, adressierten Brief erklärte der Patriarch: «Die von Ihnen geleistete Arbeit, die Restaurierung jener Stätten, an denen Massenhinrichtungen der Juden durch die faschistischen Besatzer stattgefundenhaben, ist ein großartiges Beispiel für die Verteidigung der historischen Wahrheit. Ihr Projekt zur Bewahrung der Erinnerung an die unschuldigen Opfer verdient die Zustimmung und Unterstützung aller.» Der Patriarch bezog sich dabei auf ein vom Jüdischen Kongress lanciertes Projekt mit dem Titel «Die Ehre wiederherstellen», das sich zum Ziel gesetzt hat, die Massengräber der auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs ermordeten Juden zu erfassen und zu Gedenkstätten umzugestalten. – Jurij Kanner teilte mit, Patriarch Kirill habe ihm zudem angeboten, Modalitäten für eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem Jüdischen Kongress in Russland und dem Moskauer Patriarchat zu erörtern.

Patriarch Kirill ist das erste Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, das sich öffentlich zum Holocaust geäußert hat. Nach Ansicht von Beobachtern ist der Dialog zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und dem Judentum nach einer Begegnung zwischen Patriarch Kirill und den Leitern der wichtigsten russischen jüdischen Organisationen im November 2009 in Moskau in eine neue Phase getreten.

SOP Nr. 349, Juni 2010 – O.S.

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