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Russland: Russische Orthodoxe Kirche erhält Rubljovs Dreifaltigkeitsikone

27. Juni 2023

Die berühmte Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljov ist am 4. Juni, zum orthodoxen Pfingstfest, für zwei Wochen in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau aufgestellt worden.

Danach soll sie restauriert werden, wie das russische Kulturministerium mitteilte. Nach der Restaurierung soll die Ikone dauerhaft in einer Kirche des Dreifaltigkeitsklosters in Sergijev Posad aufbewahrt werden.

Am 15. Mai war bekanntgeworden, dass auf Anordnung von Präsident Vladimir Putin die Dreifaltigkeitsikone aus der Moskauer Tratjakov-Galerie an die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) übergeben werden soll. Das Moskauer Patriarchat beteuerte, die Forderungen des Museums zur sachgemäßen Bewahrung der Ikone zu erfüllen. Die Dreifaltigkeitsikone befand sich seit 1929 in der Tretjakov-Galerie, als die sowjetischen Behörden sie dem Museum übergaben. Davor war sie seit 1575 im Dreifaltigkeitskloster in Sergijev Posad aufbewahrt worden.

Der Entscheid des russischen Präsidenten hatte bei Museums- und Restaurationsfachleuten sowie Kunstwissenschaftlerinnen zu breiter Kritik und großer Sorge um die sichere Aufbewahrung der äußerst wertvollen Ikone geführt. So hat die Kommission für antike und mittelalterliche Kunst der Rus’ des wissenschaftlichen Rats der Russischen Akademie der Wissenschaften in einem Brief die Kulturministerin Olga Ljubimovaja aufgerufen, die Zerstörung der Dreifaltigkeitsikone nicht zuzulassen, die aus ihrer Überführung aus der Tretjakov-Galerie resultieren könnte. Die Expert:innen erinnerten daran, dass die Ikone, nachdem sie bereits im Juli 2022 im Dreifaltigkeitskloster ausgestellt worden war, an über 60 Stellen beschädigt war. Trotz der Arbeit der Restaurateure sei der Zustand der Ikone weiterhin „instabil“. Die Pläne für die Ikone stellten eine „ernste Gefahr“ für diese dar; sowohl die Vibrationen während des Transports als auch der mehrfache Wechsel des Mikroklimas seien Risiken. Außerdem sei es unmöglich, rechtzeitig eine Vitrine oder etwas Ähnliches zu bauen, in der stabile Bedingungen für die Ikone herrschten. Weiter gaben die Fachleute zu bedenken, dass die Aufbewahrung im Dreifaltigkeitskloster den Zugang zum Kunstwerk für die Öffentlichkeit erschweren würde.

Auch der erweiterte Restaurationsrat der Tretjakov-Galerie kam am 15. Mai einstimmig zu dem Schluss, dass die Ikone in nächster Zeit aufgrund ihres Zustands nicht aus der Galerie entfernt werden dürfe, auch nicht für kurze Zeit. Das Protokoll des Rats unterzeichnete auch Erzpriester Leonid Kalinin, der Leiter des Expertenrats des Moskauer Patriarchats für kirchliche Kunst, Architektur und Restauration, mit „zur Kenntnis genommen“. Einige der Schlussfolgerungen im Protokoll hielt er für „exzessiv, übertrieben“, obwohl er die Sorge „absolut, vollständig“ teile. Kalinin betonte, dass Anordnungen des Präsidenten und des Patriarchen zu befolgen seien, die Aufgabe von Fachleuten sei dabei, diese Anordnungen würdig auszuführen. Allerdings gab er zu, dass die Überführung der Ikone ohne Vorbereitung „sehr gefährlich“ sei. Wenn aber ein Schrein zur Aufbewahrung angefertigt werde, würden auch Fachleute nichts dagegen haben. 

Kalinin räumte die Möglichkeit ein, dass am 4. Juni zu den Pfingstfeiern – sollte Patriarch Kirill damit einverstanden sein – eine der künstlerisch hochstehenden Kopien der Dreifaltigkeitsikone ausgestellt würde. Daraufhin erklärte der Direktor des Andrej-Rubljov-Museums für altrussische Kultur und Kunst, er sei bereit, die Kopie des Restaurators Vasilij Kirikov zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen. Am 26. Mai rief Patriarch Kirill Erzpriester Kalinin von seinem Posten als Vorsteher einer Moskauer Kirche ab und verbot ihm den Dienst wegen „Behinderung der Überführung“ der Dreifaltigkeitsikone in die Christ-Erlöser-Kathedrale. Zudem verlor Kalinin seinen Posten als Leiter der Expertenrats des Patriarchats sowie andere kirchliche Funktionen. Offenbar habe er einen Fehler gemacht, wurde Kalinin von der Nachrichtenagentur Tass zitiert. 

Der Hl. Synod der ROK hat an seiner Sitzung am 16. Mai dem russischen Präsidenten seine „tiefe Dankbarkeit“ ausgedrückt. Er betonte, die „Rückgabe ihrer Heiligtümer“ an die ROK sei ein „Akt der Gerechtigkeit“ und eine „äußerst wichtige Handlung zur Stärkung der spirituellen Einheit des Volks Russlands“. Mit der Platzierung in Kirchen seien die Heiligtümer für das gottesdienstliche Gebet der Gläubigen zugänglich, was in den für das Vaterland schwierigen Zeiten besonders notwendig sei. (NZ) 

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