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Russland: Verbessertes Verhältnis zwischen Katholiken und Orthodoxen

19. August 2010
Das Verhältnis zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche in Russland hat sich nach Einschätzung des Bischofs von Novosibirsk, Joseph Werth, im vergangenen Jahrzehnt verbessert. Im Gespräch mit dem deutschsprachigen Dienst von «Radio Vatikan» erklärte Bischof Werth, seit einigen Jahren gebe es regelmäßig Treffen von Vertretern beider Kirchen.

Sie seien früher als «Besprechung von Problemen» geführt worden; jetzt habe die orthodoxe Seite vorgeschlagen, die Treffen als «Gruppe zur Zusammenarbeit» zu bezeichnen.

Auch das Verhältnis zum russischen Staat habe sich positiv entwickelt. Die Einrichtung der Moskauer Botschaft des Hl. Stuhls im Dezember 2009 (s. G2W 2/2010, S. 8) sei ein Zeichen dafür, «dass es im Verhältnis zum russischen Staat klar aufwärts geht», so der Bischof. Fortschritte für die katholische Kirche ließen sich auch bei der Rückgabe von Kircheneigentum ablesen. Probleme gebe es jedoch immer noch bei den Visa für ausländische Priester. Diese müssen das Land nach drei Monaten Aufenthalt wieder verlassen.

Bischof Werth wies zudem darauf hin, dass es in Russland sehr viele Menschen mit katholischen Wurzeln gebe. Sie seien meistens deutscher, polnischer oder ukrainischer Herkunft. «Wir sind schon seit 19 Jahren auf der Suche nach solchen Menschen.» Oft handele es sich um alte Menschen, die jahrzehntelang keinen Priester gesehen hätten oder die Sakramente nicht empfangen konnten.

Am 2. Juli fand in Moskau ein weiteres Treffen der von Bischof Werth erwähnten Arbeitsgruppe statt, an dem u.a. der Stv. Vorsitzende des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche und Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe von orthodoxer Seite, Abt Filipp (Rjabych), der Generalsekretär der Russischen Bischofskonferenz und Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe von katholischer Seite, Priester Igor Kovalevskij, der Erste Sekretär der Vertretung des Hl. Stuhls in Russland, Msgr. Visvaldas Kulbokas, sowie der Stv. Sekretär des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche für interkirchliche Beziehungen, Priester Dmitrij Sisonenko, teilnahmen. Die Gesprächsteilnehmer zeigten sich erfreut über die ersten positiven Ergebnisse seit ihrer letzten Zusammenkunft im Dezember 2009: So konnte mittlerweile eine Zusammenarbeit zwischen der Lehrstätte der Salesianer in Gatschina bei St. Petersburg und der Geistlichen Akademie in St. Petersburg auf den Weg gebracht werden. Geplant ist ein regelmäßiger Austausch zwischen den Seminaristen beider Einrichtungen. Die Arbeitsgruppe beschloss, die katholisch-orthodoxen Beziehungen in der Bildungsarbeit und im karitativen Bereich weiter auszubauen und zu intensivieren.

Auf der Agenda der Arbeitsgruppe standen auch Fragen zum kanonischen Status der griechisch-katholischen Gemeinden in Russland sowie juristische Aspekte bei der Restitution ehemaliger katholischer Gotteshäuser an die römisch- katholische Kirche in Russland. Zudem wurden die praktischen Seiten der Zusammenarbeit beider Kirchen im Rahmen des Dialogs zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der Polnischen Bischofskonferenz erörtert.

KNA, 21. Juni; www.portal-credo.ru, 8. Juli 2010 – O.S.

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