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Serbien: KZ-Gedenkstätte in Belgrad geplant

11. August 2015

Auf dem Gelände des einstigen NS-Konzentrationslagers Sajmište in Belgrad soll eine Gedenkstätte errichtet werden.

Am 14. Juli fand eine Sitzung der zuständigen staatlichen Kommission in Belgrad statt, an der auch Efraim Zuroff, Historiker und Direktor des „Simon Wiesenthal Center“ in Jerusalem, teilnahm. Zuroff lobte den Willen der Behörden und betonte, dass es wichtig sei, in Belgrad einen Ort des Gedenkens an den Zweiten Weltkrieg einzurichten. Er ermahnte die serbische Seite aber auch, das Projekt endlich umzusetzen – es gibt schon seit Jahrzehnten Pläne für ein Mahnmal in Staro Sajmište, die jedoch nie nicht realisiert wurden.

Bereits im letzten Jahr hatte die Stadt Belgrad eigentumsrechtliche Fragen geklärt und andere Vorarbeiten erledigt. Goran Vesić von der Belgrader Stadtverwaltung hofft nun, dass Zuroffs Mitwirken das Projekt vorantreiben und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, gerade auch außerhalb Serbiens, darauf lenken wird. Der Beitrag Zuroffs und anderer Experten zur Planung und Umsetzung soll zu einem zeitgemäßen Gedenkkomplex beitragen. Dieser soll nicht nur ein Ort der Erinnerung an die Opfer, sondern auch ein Zentrum der wissenschaftlichen Forschung und eine Bildungsstätte insbesondere für junge Menschen werden.

Während seines Aufenthalts in Belgrad traf Zuroff auch das Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Irinej. Bei diesem Gespräch, an dem auch Bischof Jovan (Ćulibrk) von Slawonien teilnahm, der das Jasenovac-Komitee der serbisch-orthodoxen Bischofsversammlung leitet, ging es ebenfalls um das Gedenkzentrum. In Jasenovac hatte sich das größte Vernichtungslager des kroatischen faschistischen Satellitenstaates der NS-Zeit befunden.

In Staro Sajmište – dem einstigen Messegelände von Belgrad am linken Save-Ufer – bestand von Herbst 1941 bis August 1944 ein deutsches KZ. Schätzungsweise 40000 Menschen (Serben, Kroaten, Juden und Roma) waren in dem Lager inhaftiert; ein Viertel von ihnen kam ums Leben. Unter den Ermordeten war fast die gesamte damals in Belgrad lebende jüdische Bevölkerung.

Das Messegelände war 1938 errichtet worden und galt dank seiner eindrucksvollen futuristischen Architektur als das modernste Europas. Nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien wurde dieser Stadtteil Belgrads dem sog. „Unabhängigen Staat Kroatien“ einverleibt. Die deutsche Militärverwaltung errichtete das KZ am 28. Oktober 1941, wobei die kroatischen faschistischen Behörden darauf bestanden, dass die Deutschen für die Bewachung sorgen müssten, während die „Versorgung“ des Lagers von den Behörden der von General Milan Nedić geleiteten „serbischen Regierung der nationalen Rettung“ zu stellen sei. Zunächst wurde ein Großteil der jüdischen Bevölkerung Belgrads in das KZ auf dem Messegelände deportiert. Die Juden Belgrads waren am 8. Dezember 1941 unter heftigen Drohungen aufgerufen worden, sich bei der Polizei zu melden und ihre Haus- und Wohnungsschlüssel auszuhändigen. Später wurden auch viele orthodoxe Serben nach Staro Sajmište gebracht, die man der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Widerstandsbewegungen verdächtigte.

Nach 1945 verfiel das einstige Messegelände zunehmend. Mit dem Bau des „Staro Sajmište Gedächtnis-Zentrums“ soll dieses düstere Kapitel der Geschichte Belgrads wieder ins Bewusstsein gerufen werden; vor allem soll auch daran erinnert werden, dass in Staro Sajmište fast die ganze jüdische Bevölkerung Belgrads ermordet wurde, was auf dem bisherigen Gedenkstein nicht zum Ausdruck kam.

www.novosti.rs, 13. Juli;
www.b92.net, 15. Juli;
Kathpress, 16. Juli 2015
– N.Z.

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