Skip to main content

Slowakische Kirchen erinnern an die "Nacht der Barbaren"

20. Mai 2010

Ende April haben die römisch- und die griechisch-katholischen Gemeinden in der Slowakei zweier Ereignisse vor 60 Jahren gedacht, die den Höhepunkt der Kirchenverfolgungen in der Slowakei bzw. der damaligen Tschechoslowakei bildeten: die «Barbarische Nacht» und die «Synode von Presov».

Mit der Bezeichnung «Barbarische Nacht» verbindet sich die erste Phase der «Aktion K» (K für klástory - «Klöster »), die am 13. April 1950 anlief. Genau um Mitternacht stürmten damals Mitarbeiter des Staatlichen Sicherheitsdienstes StB zahlreiche Klöster und führten die Ordensgeistlichen in einige ausgewählte «Sammlungsklöster» ab. Damit sollten die Orden, die das kommunistische Regime der Tschechoslowakei als «blindes Instrument des Vatikans» ansah, mundtot gemacht werden. Die Aktion K war von langer Hand vorbereitet worden. Im November 1948 hatten die slowakischen Kommunisten aus Prag den Auftrag erhalten, ein Inventar aller Klöster zu erstellen.

Die Erhebung ergab, dass Ende Januar 1950 in der Tschechoslowakei 14 424 Ordensgeistliche in 917 Gemeinschaften lebten, davon 1019 Mönche und 4243 Nonnen in der Slowakei. Anfangs war geplant, lediglich einen Teil der Klöster zu schließen und die Ordensgeistlichen an wenigen Orten zu konzentrieren, doch war die endgültige Umsetzung dann wesentlich härter. Die während der «Barbarischen Nacht» festgenommenen Geistlichen wurden in drei Gruppen eingeteilt: die «Reaktionärsten » wurden im Strafkloster in Pezinok interniert, eine zweite Gruppe wurde in vier Klöstern auf dem Gebiet der Slowakei konzentriert und eine dritte Gruppe säkularisiert. Insgesamt wurden in der Slowakei 881 Ordensgeistliche aus zehn Orden festgenommen. Die Öffentlichkeit traf diese Aktion vollkommen unvorbereitet. Dennoch kam es am 14. April vereinzelt zu Protestaktionen. Eine zweite Verhaftungswelle in den Klöstern wurde am 3. und 4. Mai durchgeführt, wiederum nachts. Das Leben in den Klöstern, wo die Ordensgeistlichen interniert wurden, ähnelte demjenigen in einem Gefängnis.

Zwei Wochen nach der «Barbarischen Nacht» inszenierten die kommunistischen Machthaber die sog. «Synode von Presov». Am 28. April 1950 wurde in Presov unter der Aufsicht kommunistischer Regierungsvertreter und Mitarbeiter des StB eine Synode der Griechischkatholischen Kirche in der Slowakei «einberufen». Bei den meisten Anwesenden handelte es sich um Parteimitglieder, Studenten und Angehörige der Miliz, die zur Teilnahme «eingeladen» worden waren, dazu wurden noch Passanten von der Straße geholt. Einige griechisch-katholische Priester wurden gewaltsam zur Teilnahme gezwungen. Auf der Synode wurde ein zuvor vorbereitetes Manifest angenommen, in dem die Angehörigen der Griechisch-katholischen Kirche ihre Rückkehr zur Orthodoxie «gelobten». Das Manifest löste die Union mit dem Heiligen Stuhl auf und bat den russischen Patriarchen, die Gläubigen in seine Obhut zu nehmen. Die Griechisch-katholische Kirche war in der Folgezeit offiziell verboten. Zeitgleich mit der Durchführung der Synode wurde in der griechisch-katholischen Kathedrale Johannes des Täufers von Presov der griechisch-katholische Bischof Pavel Peter Gojdic verhaftet und interniert. Er starb am 17. Juli 1960 in Haft, vermutlich an den Folgen von Folter. Am 4. November 2001 wurde er von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Katolícke noviny 13-14/2010, 30. März, 16/2010, 21. April; korzar.sme.sk, 25. April 2010 - R.C.

Drucken