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Slowenien: Bankrott der Diözese Maribor: Erzbischöfe müssen zurücktreten

03. September 2013

Papst Franziskus hat Ende Juli die Rücktritte der beiden slowenischen Erzbischöfe Anton Stres von Ljubljana und Marjan Turnšek von Maribor angenommen.

Laut Angaben des Vatikans erfolgten beide Annahmen auf der Grundlage von Canon 401 Absatz 2 des Kirchenrechts, wonach ein Diözesanbischof, der wegen seiner angegriffenen Gesundheit oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund nicht mehr in der Lage ist, seine Amtsgeschäfte ausreichend wahrzunehmen, nachdrücklich gebeten wird, den Amtsverzicht anzubieten. Regulär müssen Diözesanbischöfe laut Kirchenrecht dem Papst erst mit 75 Jahren ihren Rücktritt anbieten, über den der Papst dann entscheidet. Stres ist 70 Jahre alt, Turnšek hat soeben das 58. Lebensjahr vollendet.

Während der Vatikan wie bei derartigen Personalentscheidungen üblicherweise keine näheren Gründe angibt, haben die Erzbischöfe Stres und Turnšek dies bei einer Pressekonferenz am 31. Juli getan. Vor allem gehe es um ihre Mitverantwortung beim Finanzdebakel in der Erzdiözese Maribor, erklärte Stres, der in Maribor einst selbst Weihbischof war. Er habe darüber mit Papst Franziskus bereits am 29. April dieses Jahres gesprochen. Man habe mit diesem Schritt die Hoffnung, die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder herzustellen, erklärte Turnšek an der Pressekonferenz.

Die beiden Erzbischöfe hätten den Papst um den Amtsverzicht gebeten, um einen Neuanfang für die Erzdiözese sowie für die gesamte Kirche in dem Land zu schaffen, erklärte auch die Nuntiatur in Slowenien in einer Pressemitteilung. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete indes unter Berufung auf Quellen in Slowenien, die Diözese Maribor sei bankrott mit einem Schuldenstand von 800 Millionen Euro.

Demgegenüber betonte der Generalsekretär und Sprecher der Slowenischen Bischofskonferenz, Tadej Strehovec, man müsse bei den Zahlen genau differenzieren: „Die Schulden der Erzdiözese Maribor belaufen sich auf 27 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten von 800 Millionen Euro betreffen die beiden Holdings ‚Glocke 1‘ und ‚Glocke 2‘, bei denen die Erzdiözese mit 53 Prozent Anteilen Mehrheitseigentümerin ist.“

Papst Franziskus ernannte Andrej Glavan, Bischof von Novo Mesto, zum Apostolischen Administrator für die Erzdiözese Ljubljana und den Bischof von Celje, Stanislav Lipovšek, zum Apostolischen Administrator für die Erzdiözese Maribor. Beide haben bisher im jeweiligen Suffraganbistum der beiden Erzdiözesen gewirkt. Stres und Turnšek traten auch als Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz zurück. Neuer Vorsitzender ist Bischof Glavan, als sein Stellvertreter wurde Bischof Lipovšek gewählt.

Bischof Lipovšek beklagte den „großen spirituellen Schaden für die slowenische Kirche“. Eine solche „dramatische Maßnahme“ wie die Absetzung der beiden Erzbischöfe, die praktisch einer „Enthauptung“ gleichkomme, habe die Kirche nicht erwartet. Wie Lipovšek enthielt sich auch Bischof Glavan jeder direkten Kritik am Vatikan, gleichwohl bezeichnete auch er die Bestrafung von Stres und Turnšek als „ungerecht“. Am Werk seien „mysteriöse Kräfte des Bösen, die rational schwer zu fassen sind“.

Die einschneidenden Personalentscheidungen sind für die Kirche in Slowenien nichts Neues: Bereits im Februar 2011 wurde der damalige Mariborer Erzbischof Franc Kramberger wegen der finanziellen Schwierigkeiten der Erzdiözese seines Amtes enthoben. Zum Nachfolger wurde damals Marjan Turnšek bestimmt (s. G2W 4/2011, S. 9 f.) Im April dieses Jahres musste sich zudem der damalige Ökonom der Erzdiözese Maribor, Mirko Kraševec, in das österreichische Kloster St. Paul zurückziehen.

Kathpress, 31. Juli, 1. August; FAZ, 19. August – S. K.

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