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Tschechien: Kardinal Duka untersagt „Prague Pride“-Veranstaltungen in Pfarreien

09. September 2015

Der Erzbischof von Prag, Dominik Kardinal Duka, hat die Durchführung von zwei Veranstaltungen zum Thema Homosexualität im Rahmen des Begleitprogramms zur Prager Regenbogenparade in kirchlichen Einrichtungen untersagt.

In der Salvatorkirche sollte am 12. August die US-amerikanische Loretto-Schwester und Trägerin des „Mutter-Teresa-Preises“, Jeannine Gramick, über „Schikanen inner- und außerhalb der Kirche“ referierenund tags darauf der polnische Film „Im Namen“ über die Lebensgeschichte eines homosexuellen katholischen Priesters gezeigt werden. Beide Veranstaltungen waren vom christlichen Homosexuellenverein „Logos“ geplant worden.

Kardinal Duka begründete laut tschechischen Medienberichten das Verbot damit, dass die katholische Kirche einige Standpunkte der Teilnehmer und Organisatoren der „Prague Pride“ nicht teilen könne. Zwar verfüge eine nicht zu übersehende Anzahl von Männern und Frauen über angeborene homosexuelle Neigungen, weshalb sie mit „Achtung, Mit- und Zartgefühl“ anzunehmen seien, doch zugleich sei eine „homosexuelle Handlung innerlich ungeordnet“ und könne „nicht gutgeheißen werden“, so der Prager Erzbischof. Er halte es für unglücklich, diese Problematik auf kirchlichem Boden im Zusammenhang mit dem Festival zu thematisieren, zumal die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer nicht gläubig sei und es nicht in deren Interessen liege, ihre Beziehung zur Kirche zu regeln.

Die Veranstalter der „Prague Pride“ wollen mit ihrem mehrtägigen Festival auf die Rechte sexueller Minderheiten aufmerksam machen. Der Priester und Religionsphilosoph Tomáš Halík erklärte, er teile die Auffassungen Kardinal Dukas hinsichtlich der „Prague Pride“. „Derartige Aktionen“ hätten einen „Sinn in Russland, wo die Homosexuellen Gegenstand der Verfolgung sind, aber schwerlich bei uns, wo niemand jemanden verfolgt“. Den in St. Salvator geplanten innerkirchlichen Dialog zum Thema Homosexualität werde man zu einem anderen Zeitpunkt führen. Halík erinnerte zudem an die Worte von Papst Franziskus und die Lehre der katholischen Kirche, wonach Schwulen und Lesben mit vollem Respekt und Verständnis zu begegnen sei; beide hielten aber auch fest, dass eine sakramentale Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden könne.

Der Vorsitzende des interkonfessionellen Vereins „Logos“, Stanislav Kobiha, bedauerte in seiner Stellungnahme, dass „die Leitung der römisch-katholischen Kirche in der Tschechischen Republik durch Kardinal Duka die in Zusammenarbeit mit dem Festival Prague Pride angebotene Gelegenheit zum Dialog zurückweist“. Die Kirche weiche so den Themen der Schikanierung und Diskriminierung von Homosexuellen aus. Kritiker von Dukas Vorgehensweise vermuten, dass ihn Proteste innerkirchlicher Kreise zu dem Verbot gedrängt haben.

Kathpress, 2. August 2015.

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