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Ukraine: Geistliche beider orthodoxen Kirchen rufen ihre Bischöfe zum Dialog auf

08. März 2023

Am 16. Februar haben sich Geistliche und Laien der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) und der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) in der Sophienkathedrale in Kyjiw getroffen, um sich über den Dialog zwischen ihren Kirchen und einen möglichen Weg zur Einheit auszutauschen.

 Organisiert wurde das Treffen von einer Initiativgruppe aus den beiden Kirchen, dem ukrainischen Staatsdienst für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit sowie mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen. Zuvor hatten bereits ein Treffen am 5. Juli 2022 ebenfalls in der Sophienkathedrale und ein Online-Meeting am 20. Januarstattgefunden.

In ihrem Appell an die Bischöfe, Geistlichen und Gläubigen der UOK und OKU verurteilen die Teilnehmer des Treffens den russischen Großangriff und das Verhalten der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK). Angesichts der schwierigen Situation sei es „extrem wichtig, die spirituelle Einheit des ukrainischen Volks zu bewahren“. Deshalb streben die Initianten nach der „Vereinigung aller orthodoxen Ukrainer in einer konziliaren und lokalen (autokephalen) Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die von der ganzen orthodoxen christlichen Gemeinschaft anerkannt wird“. Der Weg dahin sei schwierig, aber die Initianten empfänden es als ihre Pflicht, „diese Bewegung zu starten“.

Die Verfasser verweisen auf die „tiefe Entfremdung, das Misstrauen und die Schaffung eines ‚Feindbildes‘“ bei den Anhängern beider Kirchen, die zu gegenseitiger Entmenschlichung führten. Ein Neustart der Beziehungen sei dringend, dazu sei es wichtig, die Informationspolitik und Rhetorik in beiden Kirchen zu ändern, um die Vorbedingungen für einen Dialog zu schaffen. Der ukrainische Episkopat müsse „Eigeninteressen“ überwinden und einen „Dialog um der Einheit willen beginnen“. Zudem thematisierten die Verfasser das Misstrauen unter den Gläubigen und in der Gesellschaft gegenüber beiden Kirchen sowie die Sorge des Staats wegen des Einflusses der ROK. Daher betrachten die Initianten die ukrainische Zivilgesellschaft und den Staat als „wichtige Teilnehmer“ am Dialog zu Einheit.

Während die Verfasser die verschiedenen Ansichten in ihren Gemeinschaften anerkennen und verstehen, dass es „keine einfache und schnelle Lösung für die bestehenden Konflikte gibt“, schlagen sie trotzdem „erste Schritte für unsere Annäherung“ vor. Dazu rufen sie die Bischöfe, Geistlichen und Gläubigen auf, auf Gemeindeebene in kulturellen und Bildungsprojekten sowie im sozialen Dienst zusammenzuarbeiten, insbesondere bei der Versorgung der Kriegsbetroffenen und der Kämpfer. Sie fordern außerdem, gemeinsame Gottesdienste bei kulturellen und religiösen Ereignissen von lokaler und nationaler Wichtigkeit zu fördern. Zudem rufen sie zum gemeinsamen Gebet auf, wo immer das möglich sei, zur gegenseitigen Anerkennung der Sakramente und dazu, sich um die Überwindung der Hindernisse auf dem Weg zur Einheit zu bemühen.

Abschließend rufen sie zu einem direkten Dialog ohne Vorbedingungen auf. Zudem schlagen sie eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Bischöfen und professionellen Theologen vor, die einen Schritt-für-Schritt-Vereinigungsplan entwickeln soll. Die Initianten hoffen, dass der Vereinigungsprozess schon in diesem Jahr beginnt und Form annimmt. Von der Leitung der OKU und UOK erwarten sie, dass sie eine klarere Position zum innerorthodoxen Dialog vertreten. Zudem wünschen sie, dass das Ökumenische Patriarchat eine internationale Plattform für den Dialog schafft, wo Vertreter der Weltorthodoxie eine aktive Vermittlungsrolle einnehmen können. (NÖK, 23.2.2023)

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