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Ukraine: Kiewer Patriarchat nimmt Stellung zu Aufruf von Patriarch Bartholomaios

19. August 2010
Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukovytsch in Istanbul am 8. Juni hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., dazu aufgerufen, dass «alle unsere [ukrainischen orthodoxen] Brüder, die sich abgespalten haben, in die Jurisdiktion der kanonischen Mutter-Kirche zurückzukehren».

Ähnlich hatte sich der Patriarch bereits während seines Russlandsbesuchs Ende Mai geäußert (s. G2W 7-8/2010. S. 5f.). Die Ukrainische Orthodoxe Kirche / Kiewer Patriarchat (UOK-KP) hat in einem Pressekommuniqué am 9. Juni den Aufruf des Ökumenischen Patriarchen zurückgewiesen und um Klarstellungen gebeten.

In der Presseerklärung heißt es, das Kiewer Patriarchat danke dem Ökumenischen Patriarchen für seine Gebete um die Ukraine und die Einheit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche und hoffe, die Mutterkirche von Konstantinopel werde entsprechend ihrer Stellung innerhalb der Orthodoxie weiterhin nicht nur durch Gebet, sondern auch durch Taten dazu beitragen, die vom «unkanonischen Handeln» des Patriarchats Moskau verursachte Kirchenspaltung in der Ukraine zu überwinden. Nachdrücklich weist die UOK-KP darauf hin, dass sie sich nicht von der Orthodoxen Kirche, sondern lediglich vom Patriarchat Moskau getrennt habe und dessen Jurisdiktion über die Ukrainische Orthodoxe Kirche nicht anerkenne. Zudem verweist sie darauf, dass «der Patriarch von Konstantinopel persönlich im Tomos zur Autokephalie der Orthodoxen Kirche in Polen (1924) eigens erwähnt hat, dass die Annexion der Kiewer Metropolie durch das Patriarchat Moskau 1686 ‹nicht gemäß den Vorschriften der kanonischen Regeln erfolgt› und deshalb illegal sei». Der UOK-KP sei nicht ganz klar, was der Patriarch mit seinen Worten gemeint habe, «alle unsere Brüder, die sich abgespalten haben, sollten in die kanonische Kirche zurückkehren». Wenn damit die Rückkehr der von Moskau unrechtmäßig abgespaltenen Kiewer Metropolie zur einstigen kanonischen Ordnung, der Jurisdiktion von Konstantinopel, gemeint sei, dann müsse sich Patriarch Bartholomaios an das Moskauer Patriarchat wenden, das seine Jurisdiktion über die Kirche in der Ukraine zu Unrecht ausübe. Wenn aber der Ökumenische Patriarch die Unterstellung des Kiewer Patriarchats unter das Patriarchat Moskau meine, so widerspreche dies der Position Konstantinopels aus dem Tomos.

Die UOK-KP hofft daher, so heißt es weiter in der Erklärung, Patriarch Bartholomaios verstehe unter seinen Worten die Rückkehr aller Orthodoxen in der Ukraine zu Gebet und Eucharistischer Kommunion, dem Ausdruck der Fülle der Einheit der Kirche. «Es ist nicht unser Wille, dass uns diese Fülle fehlt, doch wir sind stets bereit, alles Notwendige und Mögliche zu tun, um sie zu erneuern. Jedoch sind wir fest davon überzeugt, dass die Überwindung der Kirchenspaltung und die Unterordnung einer Kirche unter eine andere verschiedene Dinge sind und eines durch das andere nicht ersetzt werden kann.» Die UOK-KP suche beharrlich und unablässig die Erneuerung der Eucharistischen Gemeinschaft mit allen orthodoxen Lokalkirchen und hoffe, der Ökumenische Patriarch werde «dieses gute Werk auf väterliche Art und Weise fördern».

NÖK, 17. Juni 2010 – O.S.

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