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Ukraine: Kleriker und Laien der OKU kritisieren gewaltsamen Transfer von Kirchgemeinden

06. Dezember 2023

Eine Gruppe von Gläubigen und Geistlichen der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) hat die eigene Kirchenleitung aufgerufen, jegliche Anwendung von Gewalt beim Transfer von Kirchgemeinden von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) zur OKU unmissverständlich zu verurteilen.

Die OKU habe selbst Jahrzehnte der Verfolgung seitens der UOK erlebt und dürfe nun nicht dem „Wunsch nach Rache“ erliegen und „selbst zu einem Verfolger oder einer Staatskirche“ werden. Die Gruppe unter der Bezeichnung „Zehn Thesen für die Orthodoxe Kirche der Ukraine“ hatte sich 2019 kurz nach der Gründung der OKU gebildet, um innerkirchliche Reformen voranzubringen.

Auslöser für die Erklärung der Gruppe war ein gewaltsamer Zwischenfall in der zentralukrainischen Stadt Tscherkassy. Dort hatten sich Aktivisten der OKU und ukrainische Soldaten gewaltsam Zutritt zu einem Kloster der UOK verschafft und dabei einen Priester sowie Gläubige verprügelt. Sie begründeten dies damit, dass die Gemeindeversammlung zuvor beschlossen habe, die UOK zu verlassen und sich der OKU anzuschließen. Die UOK widersprach dieser Darstellung: nicht die Gemeindeversammlung habe einen Entscheid zum Übertritt zur OKU gefällt, sondern die regionale Verwaltung.

In ihrer Erklärung wies die Gruppe zwar die „Hauptverantwortung für die explosive religiöse Situation“ in der Ukraine der Führung der UOK zu, aber die Anwendung physischer Gewalt beim Transfer von Gemeinden sei „inakzeptabel“. „Ein Krieg um Gotteshäuser wird nicht zur Expansion und Stärkung der OKU führen, selbst wenn wir die rechtliche, moralische, historische und soziale Gerechtigkeit auf unserer Seite haben“, so die Gruppe. In der Auseinandersetzung zwischen der OKU und der UOK sei es vor allem das Christentum in der Ukraine, das verliere: „Menschen, die zu Christus kommen, sind wichtiger als die Mauern, die sie umgeben – selbst, wenn diese die Mauern der Kirche sind.“

Das Befeuern des kirchlichen Konflikts nutze letztlich nur der russischen Propaganda, die „erneut eine ‚religiöse Verfolgung‘ in der Ukraine deklariert“. An die ukrainischen Behörden richtete die Gruppe die Aufforderung, effektive Mechanismen zur Regulierung von Übertritten zwischen unterschiedlichen religiösen Strukturen zu entwickeln. (SK)

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