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Ukraine: Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche erklärt „volle Unabhängigkeit“

14. Juni 2022

An einem Konzil hat die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) Änderungen und Ergänzungen an ihrem Statut vorgenommen, „welche die volle Unabhängigkeit und Autonomie der UOK bezeugen“.

Die Erklärung des Konzils vom 27. Mai vermeidet das Wort „Autokephalie“ und lässt Interpretationsspielraum bei der Deutung der Formulierungen. Deutlich ist jedoch eine klare Distanzierung zum Moskauer Patriarchat: „Wir stimmen nicht mit der Position des Patriarchen Kirill von Moskau und der ganzen Rus zum Krieg in der Ukraine überein“, heißt es im dritten Punkt der Erklärung.

Ursprünglich war am 27. Mai lediglich eine beratende Kirchenversammlung zum zukünftigen Status der UOK geplant, wofür sich der Hl. Synod an seiner Sitzung am 12. Mai ausgesprochen hatte. Aufgrund zahlreicher Voten in diese Richtung entwickelte sich die Versammlung jedoch zu einem Landeskonzil. Begonnen hatte die Versammlung mit einer Ansprache von Metropolit Onufrij (Berezovskij), dem Oberhaupt der UOK, in der dieser die aktuelle Lage der Kirche beschrieb. Er betonte, dass die UOK die militärische Aggression Russlands seit dem Beginn der Invasion verurteilt und immer wieder dazu aufgerufen habe, das Blutvergießen zu beenden. Es seien bereits mehr als 80 Gotteshäuser der UOK zerstört worden. Onufrij sprach auch über das humanitäre Engagement der Kirche, die Vertriebene in Kirchen und Klöstern untergebracht habe und Tausende Menschen mit Nahrungsmitteln versorge. Dennoch habe die „religiöse Feindseligkeit“ gegenüber der UOK in der ukrainischen Gesellschaft zugenommen. Metropolit Onufrij erinnerte dabei an eine Gesetzesinitiative zu einem Verbot der UOK von Ende März und lokale Einschränkungen kirchlicher Aktivitäten.

In der Erklärung des Konzils wird im ersten Punkt „der Krieg als Übertretung des Gebotes Gottes ‚Du sollst nicht töten!‘ (Ex 20,13) verurteilt“. Das Konzil appelliert „an die Behörden der Ukraine und der Russischen Föderation, den Verhandlungsprozess fortzusetzen“. Der sechste Punkt der Erklärung zur möglichen Wiederherstellung der Myron-Weihe in der UOK deutet ebenfalls auf eine Abkoppelung vom Moskauer Patriarchat hin, da die Myron-Weihe ein Privileg autokephaler Kirchen ist. In ähnliche Richtung verweist der achte Punkt der Erklärung, der den Aufbau eigener kirchlicher Strukturen im Ausland, unabhängig von denjenigen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ankündigt: „Es ist notwendig, die Auslandsmission unter den orthodoxen Ukrainern weiterzuentwickeln, um ihren Glauben, ihre Kultur, ihre Sprache und ihre orthodoxe Identität zu bewahren.“

Mit Blick auf den „Mangel an Einheit in der ukrainischen Orthodoxie“ bringt das Konzil sein „tiefes Bedauern“ darüber zum Ausdruck. Zugleich kritisierte es die Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) 2018 deutlich und formulierte Bedingungen für einen Dialog: „Die Beschlagnahmung von Kirchen und die erzwungene Übertragung von Gemeinden der UOK“ sei zu stoppen und „die Frage der Kanonizität der OKU-Hierarchie zu lösen, denn für die UOK, wie für die meisten orthodoxen Ortskirchen, ist es ziemlich offensichtlich, dass es zur Anerkennung der Kanonizität der OKU-Hierarchie notwendig ist, die Apostolische Sukzession ihrer Bischöfe wiederherzustellen“.

Die OKU reagierte am 31. Mai auf die Erklärung des Konzils der UOK. Einerseits begrüßte und unterstützte der Hl. Synod der OKU „alle Bemühungen, die auf eine endgültige Aufhebung von der Unterordnung der Kirche in der Ukraine unter das Moskauer Patriarchat zielen.“ Mit Blick auf die öffentlich zugänglichen Dokumente betonte der Hl. Synod aber auch, dass es keineswegs sicher sei, dass die UOK nicht weiterhin ein „integraler Teil“ der ROK sei. Enttäuscht waren die Bischöfe der OKU zudem darüber, dass das Konzil der UOK die russische Aggression und die Position von Patriarch Kirill nicht deutlicher verurteilt habe. (SK)

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