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Ukraine: Orthodoxe Kirchen reagieren unterschiedlich auf Putins Aggressionskurs

24. Februar 2022

Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epifanij (Dumenko), hat zur Verteidigung der Ukraine und zum Gebet für den Schutz des Landes vor der russischen Aggression aufgerufen:

„Für uns, für das ukrainische Volk kann es nur eine Antwort auf die Aggression des Kremls geben: vereinter Widerstand, Schutz der Heimat, Freiheit und Würde, Kampf gegen den Angreifer bis zum Sieg“, heißt es in dem Appell Epifanijs vom 22. Februar.

Der russische Präsident Vladimir Putin hatte am 21. Februar die Anerkennung der beiden von prorussischen Separatisten ausgerufenen „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk sowie die Entsendung von russischen „Friedenstruppen“ dorthin bekanntgegeben. Angesichts dieser Konflikteskalation rief Metropolit Epifanij die ukrainische Bevölkerung zur Einheit und zum Kampf für die ukrainische Staatlichkeit auf: „Gemeinsam können wir bestehen. Mit Gottes Hilfe werden wir diesen Kampf gewinnen.“ Die Wahrheit und die Weltgemeinschaft seien auf Seiten der Ukraine. Das Oberhaupt der OKU richtete zudem eine dringliche Bitte an die orthodoxen Brüder und Schwestern, die der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriachats angehören: Sie sollten sich persönlich für die Verteidigung des Friedens und der Ukraine einzusetzen und nicht darauf warten, bis die Leitung des Moskauer Patriarchats sich endlich äußere.

Das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij (Beresovskij), reagierte wesentlich zurückhaltender auf die jüngsten Drohungen aus dem Kreml. Der Metropolit forderte die Gläubigen zum Gebet für den Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt auf. Zudem bekannte er sich zur territorialen Integrität der Ukraine: „Die UOK unterstützt und unterstützte die territoriale Integrität der Ukraine konsequent. Ich rufe alle Staatsführer und alle, von denen dies abhängt, auf, keinen neuen Krieg zuzulassen. Krieg ist eine schwere Sünde vor Gott!“

Einen dringlichen Aufruf zum Friedensgebet und zur Aufnahme von Flüchtlingen angesichts der Kriegsgefahr hatte am 19. Februar auch Metropolit Ilarion (Vasiljevitsch), Oberhaupt der Eparchie Donzek der UOK, an die „Geistlichkeit und die Laien des gottgeretteten Donbass“, aber vor allem an die Klostervorsteher und -vorsteherinnen gerichtet. Bei einem außerordentlichen Treffen mit den ihm unterstehenden Gemeindevorsteher am 21. Februar brachten diese ihre Beunruhigung zum Ausdruck, weil einige Geistliche und Kirchendiener zum Militärdienst einberufen worden seien, was das Feiern von Gottesdiensten verunmögliche und die Tätigkeit der orthodoxen Gemeinden faktisch lähme.

Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk, warf Putin vor, durch sein Agieren die gesamte internationale Gemeinschaft und das Völkerrecht vor ernste Herausforderungen und Bedrohungen zu stellen. Mit ihrem Entscheid habe sich die russische Regierung einseitig aus einem langwierigen Friedensprozess zurückgezogen. Großerzbischof Schevtschuk rief zur Verteidigung der Ukraine auf: „Wir sind ein Volk, das den Frieden liebt. Und gerade deshalb sind wir bereit, ihn zu verteidigen und für ihn zu kämpfen.“ Die Verteidigung des Vaterlands sei das „natürliche Recht“ und die „heilige Pflicht“ der Bürger der Ukraine. „Jetzt ist die Zeit gekommen, unsere Anstrengungen zu vereinen, um die Unabhängigkeit, territoriale Integrität und Souveränität des ukrainischen Staates zu verteidigen. Es ist die Pflicht und Verantwortung der gesamten Menschheit, sich aktiv für die Abwendung eines Krieges und den Schutz eines gerechten Friedens einzusetzen“, so Schevtschuk. (NÖK, 24.2.2022)

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