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Ukraine: Papst-Gesandter besucht Ukraine

27. Juni 2023

Kardinal Matteo Zuppi hat vom 5. bis 6. Juni im Auftrag von Papst Franziskus die Ukraine besucht, wo er Vertreter der Regierung und der Religionsgemeinschaften zu Gesprächen traf.

Über die Ergebnisse dieser Gespräche und die „unmittelbare Erfahrung des grausamen Leidens des ukrainischen Volkes aufgrund des andauernden Kriegs“ will Zuppi den Papst laut Medienmitteilung informieren. Dies werde im Vatikan „zweifellos bei der Bewertung weiterer Schritte“ im humanitären Bereich und im Streben nach Frieden berücksichtigt werden. 

Bei Zuppis Reise handelte es sich laut dem päpstlichen Nuntius in Kyjiw, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, um eine „Sondierungsmission“, um zu eruieren, worauf der Akzent bei den eigentlichen Vermittlungsbemühungen gelegt werden sollte. Zuppi, der Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Bologna ist, soll in den Gesprächen nach „möglichen Wegen zu einem gerechten Frieden“ suchen, hieß es in einer Vatikanmitteilung. Zudem soll er in der Ukraine „Gesten der Menschlichkeit unterstützen, die zum Abbau der Spannungen beitragen“. 

Am ersten Tag seines Besuchs traf Zuppi Vertreter des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen. Laut Website des Rats berichteten die ukrainischen Religionsvertreter dem Kardinal von den „zerstörerischen Folgen der russischen Aggression“, erklärten den Standpunkt der ukrainischen Glaubensgemeinschaften zur Erreichung eines gerechten Friedens und sprachen eine Reihe humanitärer Fragen an. Zuppi habe ihre Meinungen aufmerksam angehört und ihnen versichert, dass ihre Position in den weiteren Friedensbemühungen des Vatikans berücksichtigt würde. 

In Kyjiw traf Kardinal Zuppi auch mit dem Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, Dmitrij Lubinets, zusammen. Dieser berichtete von der erfolgreichen Rückführung von über 370 ukrainischen Kindern, die nach Russland verschleppt worden waren, und hoffte, dass „es uns vielleicht mit Eurer Beteiligung gelingt, diese Zahl massiv zu erhöhen“. Zuppi versicherte, dass die Kirche alles ihr Mögliche tue, um das Leben von Kindern zu schützen. Im Gespräch ging es auch um den Austausch von Kriegsgefangenen, wobei Lubinets darauf hinwies, dass die Ukraine aktuell von ca. 27 000 gefangenen ukrainischen Zivilist:innen ausgehe, unter ihnen auch Geistliche. 

Bei dem Treffen Zuppis mit dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyj betonte letzterer erneut, ein Frieden müssen an ukrainischen Vorstellungen ausgerichtet sein, und rief den Vatikan auf, seinen „Beitrag zur Umsetzung des ukrainischen Friedensplans zu leisten“. Diese Position hatte Zelenskyj bereits im Mai bei seinem Besuch in Italien dargelegt.

Nach seiner Rückkehr erklärte Matteo Zuppi am 13. Juni, die päpstliche Friedensmission gehe weiter. Er will mit Papst Franziskus die Details einer „zweiten Etappe“, die auf Russland gerichtet ist, definieren. Der römisch-katholische Erzbischof von Moskau, Paolo Pezzi, beurteilte die Friedensmission positiv, Zuppis Bemühungen zeigten, dass „die Türen nicht geschlossen sind“. Aus dem russischen Außenministerium hieß es, man erkenne den „aufrichtigen Wunsch“ des Vatikans an, einen „Friedensprozess zu erleichtern“. Pezzi wies darauf hin, dass der Papst von vielen Menschen in Russland „sehr geschätzt“ werde und bei ihm keine Eigeninteressen oder ungerechte Kompromisse befürchtet würden. Laut Pezzi hat Kardinal Zuppi vom Kreml das Einverständnis zu einem Besuch in Moskau erhalten, aber es sei noch unklar wann. Dies sei ein Zeichen, dessen Bedeutung nicht überschätzt werden könne. 

Der russische Patriarch Kirill hat bei einem Treffen mit dem neu ernannten Botschafter Russlands im Vatikan die Bedeutung der Beziehungen zum Vatikan betont und bezeichnete die römisch-katholische Kirche als „traditionellen und wichtigen Partner“. Zwar habe es viele Hindernisse bei den Beziehungen gegeben, aber in jüngerer Zeit „war der Austausch nützlich für beide Seiten“. Nun seien „eine neue Ära, neue Probleme, neue Möglichkeiten“ eingetreten, und „es scheint für uns wichtig zu sein, auf dieser Etappe der historischen Entwicklung die Beziehungen zum Vatikan korrekt aufzubauen“. (NZ) 

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