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Ukraine: Priester wegen Kollaboration verurteilt

15. Dezember 2022

Erstmals seit Beginn der russischen Großinvasion ist in der Ukraine ein Priester verurteilt worden,

weil er den gegnerischen Truppen Informationen geliefert haben soll. Der Vorsteher einer Kirche der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) in Lysytschansk soll den Besatzern Stellungen der ukrainischen Armee in der Stadt und im Kreis Severodonetsk verraten haben. Zudem soll er ihnen von „lokalen Patrioten“ berichtet haben. Der Priester war im April festgenommen worden, nun wurde er zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er soll 2014 auf einer Reise nach Russland angeworben worden sein. Seither stand er mit separatistischen Kräften in der sog. Volksrepublik Luhansk in Kontakt und lieferte diesen seit Februar 2022 Informationen. 

Unterdessen geht der Inlandgeheimdienst der Ukraine (SBU) weiter gegen Vertreter der UOK vor. In den Regionen Poltava, Tscherkasy, Wolhynien und Cherson führte er Spionageabwehraktionen durch, in der Region Vinnytsja wird der Leiter einer der dortigen Eparchien der UOK verdächtigt. Außerdem hat der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine (SNBO) mehrere Geistliche der UOK mit Sanktionen belegt. Diese beinhalten verschiedene Einschränkungen in Reise- und Finanzangelegenheiten und gelten für fünf Jahre. Unter den Sanktionierten ist Protodiakon Vadym Novynskyj, ein früherer Abgeordneter und Oligarch, sowie die Bischöfe der Krim und Erzbischof Arkadij (Taranov) von Rovenky, die sich nach dem Landeskonzil der UOK im Mai 2022 direkt dem Moskauer Patriarchat unterstellt hatten. Zudem verhängte der SNBO Sanktionen gegen Metropolit Jelisej (Ivanov) von Izjum und Bischof Iosif (Maslennikov) von Romny, die beide vom Hl. Synod der UOK an seiner Sitzung vom 23. November in den Ruhestand versetzt worden waren. Außerdem wird Metropolit Pavel (Lebed) von Vyschhorod, der Abt des Kyjiwer Höhlenklosters, sanktioniert. Das Höhlenkloster ist schon im November ins Visier des SBU geraten, als dort in einer Kirche offenbar ein prorussisches Lied gesungen wurde; am 15. November wurde eine Untersuchung eröffnet.

Die UOK ist wegen der Geheimdienstoperationen gegen ihre Einrichtungen besorgt. Erzpriester Nikolaj Danilevitsch, der Sprecher der UOK, warnte, dass „viele einfache Gläubige der UOK in der ganzen Ukraine sehr empört“ seien. Sie seien bereit, ihre Kirche zu verteidigen. 

Das Moskauer Patriarchat, dem die UOK bis zum Landeskonzil im Mai unterstand, kritisierte die Vorgänge in der Ukraine scharf. Vladimir Legojda, der Sprecher des Moskauer Patriarchats, bezeichnete die „systematischen Einschüchterungsaktionen“ als „Teil einer orchestrierten Kampagne“, die den Eindruck erwecken soll, dass die UOK das Vertrauen der Bevölkerung verloren habe. So sollten die folgenden Gesetzlosigkeiten gerechtfertigt werden. (NZ) 

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