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Ukraine: UOK sieht keine Möglichkeit zum Dialog mit OKU

27. Juni 2023

Ein Jahr nach ihrem Landeskonzil am 27. Mai 2022 zieht die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) eine mehrheitlich positive Bilanz.

Die Erklärung ihrer Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat sei ein „überzeugendes Argument“ zur Abwehr der „zahlreichen Verleumdungen und ausgedachten Anschuldigungen“ geworden, die sich gegen die UOK richteten und noch immer richten, heißt es in einem Statement des Hl. Synods der UOK. Zudem seien im ersten Jahr nach dem Konzil mehr als 40 Gemeinden im Ausland gegründet worden, vereint im Westeuropäischen Vikariat.

Ausführlich ging Erzbischof Silvestr (Stojtschev), Rektor der Kyjiwer Geistlichen Akademie und des Seminars, auf die Entwicklungen des letzten Jahrs ein. Zum immer wieder als uneindeutig kritisierten Status der UOK – „unabhängig“ – erklärte er, eine Verkündung der Autokephalie hätte die „Probleme der UOK nicht gelöst“. Keine orthodoxe Lokalkirche hätte sie anerkannt, vielleicht hätten sie sogar die eucharistische Gemeinschaft mit der UOK aufgelöst. Daher „hat die UOK klar ihre Absicht, autokephal zu sein, deklariert“, sie aber nicht eigenmächtig verkündet. Ihr Status sei nicht „vollständig verstanden und ausgeformt“, aber in der aktuellen Situation könne man von der UOK kaum eine andere Entscheidung erwarten. 

Die Auseinandersetzungen um die Orthodoxie in der Ukraine betrachtet Silvestr als gesamtorthodoxes Problem, das gemeinsam mit allen orthodoxen Lokalkirchen gelöst werden sollte. Zum „Mechanismus der Schaffung neuer autokephaler und autonomer Kirchen sowie der spirituellen Versorgung der orthodoxen Diaspora“ müsse ein Konsens gefunden werden. Der Erzbischof zeigte sich offen für den Dialog mit allen Lokalkirchen, auch dem Patriarchat von Konstantinopel und anderen griechischsprachigen Kirchen, mit denen die eucharistische Gemeinschaft aufgrund von deren Anerkennung der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) ausgesetzt wurde. 

Mit der OKU hat allerdings seit dem Landeskonzil laut Erzbischof Silvestr keine Annäherung stattgefunden, das Verhältnis habe sich sogar deutlich verschlechtert. Das Konzil habe klar festgehalten, dass für einen Dialog zwischen der UOK und der OKU zuerst die „gewaltsamen Übernahmen von Kirchen und erzwungenen Übertritte von Gemeinden aufhören müssen“. Die Gewalt gegen die UOK habe sich aber noch ausgeweitet. Die Position der OKU gegenüber der UOK bezeichnet Silvestr als „offen aggressiv“. Die Führung der OKU unterstütze die politischen Versuche, die UOK zu verbieten, in inoffiziellen Aussagen sei Hassrede zur Norm geworden. Somit „fehlt heute die zentrale Voraussetzung für einen Dialog“, und die „aggressive Rhetorik und aggressive Handlungen“ von Anhängern der OKU gegenüber der UOK „zerstören überhaupt dessen Möglichkeit“. Allerdings würdigte Silvestr die Kritik aus der OKU an gewaltsamen Zwischenfällen als „sehr wichtig“. 

Als eine der größten Herausforderungen des vergangenen Jahrs bezeichnete Erzbischof Silvestr mit Verweis auf die juristische Verfolgung von UOK-Hierarchen und den Konflikt um das Kyjiwer Höhlenkloster die massive Verschlechterung des Verhältnisses zum Staat. Er räumte Fälle von Kollaboration ein, betonte aber, dass die Mehrheit der UOK-Geistlichen sich klar auf die Seite der Ukraine gestellt habe. Sollte der Staat die UOK verbieten, wäre das ein „Schlag für die demokratischen Prinzipien unserer Gesellschaft“, das dürfe nicht zugelassen werden. Er bedauerte in diesem Zusammenhang, dass es keinen „offenen Dialog“ zwischen der Kirche und der Staatsmacht gebe. (NZ)

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