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Ukraine: Zelenskyj lehnt päpstliche Friedensmission ab

24. Mai 2023

Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyj hat bei seiner Italien-Visite auch Papst Franziskus im Vatikan besucht.

Die beiden sprachen am 13. Mai 40 Minuten über die humanitäre und politische Situation in der Ukraine angesichts des andauernden russischen Angriffskriegs. Beide waren sich einig, dass die humanitären Anstrengungen zur Unterstützung der Bevölkerung sowie Bemühungen um Gefangenenaustausche und die Rückführung entführter ukrainischer Kinder fortgesetzt werden sollten. Allerdings zeigten sich auch deutliche Differenzen, was eine mögliche Vermittlerrolle des Vatikans betrifft.

Zelenskyj machte in mehreren Äußerungen nach dem Treffen mit dem Papst deutlich, dass er die von Franziskus angebotene Vermittlerrolle nicht für sinnvoll hält. Bei allem Respekt für Franziskus „brauchen wir keine Vermittler, wir brauchen einen gerechten Frieden“, sagte Zelenskyj im italienischen Fernsehen. Er lud den Papst, wie andere Staatsoberhäupter, ein, auf einen solchen gerechten Frieden hinzuarbeiten, und betonte, eine Mediation mit Putin sei nicht möglich, kein Land der Welt könne das. Dem Papst sei Zelenskyjs Position bekannt: „Der Krieg findet in der Ukraine statt, und der Friedensplan muss ukrainisch sein. Wir sind sehr interessiert daran, den Vatikan für unsere Friedensformel zu gewinnen.“

Auf Twitter zeigte sich Zelenskyj dankbar für die Aufmerksamkeit des Papstes „für die Tragödie von Millionen von Ukrainern“. Er habe mit dem Papst über die nach Russland deportierten ukrainischen Kinder gesprochen und die Bemühungen, sie zurückzuholen. Zudem habe er den Papst gebeten, die russischen Verbrechen in der Ukraine zu verurteilen, denn „es kann keine Gleichheit zwischen Opfer und Aggressor geben“. Laut der offiziellen Website des ukrainischen Präsidenten seien die „Verbrechen Russlands“ ein separates Thema des Gesprächs gewesen. Zudem hat Zelenskyj den Papst in die Ukraine eingeladen, „um mit dem Gebet alle Ukrainer zu unterstützen, die unter dem russischen Terror leiden und gegen das Böse kämpfen, das ins ukrainische Land gekommen ist“.

Der ukrainische Botschafter im Vatikan, Andrij Jurasch, bestritt, dass es eine Krise in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Ukraine gebe. Zwischen den beiden habe ein „offenes und fruchtbares Gespräch“ stattgefunden. Der „falsche Eindruck“ einer Kontroverse komme daher, dass die beiden Parteien vor dem Treffen ihre Vorbedingungen nicht geklärt hätten. Tatsächlich sei das Treffen für beide gehaltvoll gewesen, sagte Jurasch gegenüber dem Corriere della sera. Sollten die vatikanischen Friedensbemühungen auch nur einige der Punkte des ukrainischen Friedensplans berücksichtigen, würden diese sicherlich sehr positiv aufgenommen. Zurzeit sei das Verhältnis zum Vatikan sehr intensiv, von einer Krise könne keine Rede sein.

Gerüchte über eine vatikanische Friedensmission in der Ukraine hatte der Papst selbst angeheizt. Er hatte auf dem Rückweg von seinem Besuch in Ungarn Ende April von einer solchen gesprochen, wollte aber noch keine Einzelheiten nennen. Im Anschluss erklärten offizielle Stellen sowohl in Russland als auch in der Ukraine, nichts von einer solchen Mission zu wissen. Daraufhin bestätigte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Mission und zeigte sich überrascht über die Reaktion der beiden Regierungen. Am 10. Mai erklärte Parolin erneut, die vertrauliche Friedensmission laufe weiterhin. Er glaube „wirklich, dass sich die Sache vorwärtsbewegen wird“. Nachdem die ukrainischen und russischen Behörden erklärt hatten, keine Kenntnis einer vatikanischen Friedensmission zu haben, habe es „Kontakte gegeben“. Dabei sei mit beiden Seiten geklärt worden, dass es ein Missverständnis gegeben habe. Der Leiter des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine warnte unterdessen davor, irgendwelche Abkommen hinter dem Rücken der Ukraine abzuschließen. (NZ)

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