Skip to main content

Ungarn: Konferenz Europäischer Kirchen beschließt neue Verfassung

03. September 2013

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) hat an ihrer 14. Vollversammlung in Budapest vom 3. bis 8. Juli eine neue Verfassung verabschiedet.

Damit kam ein mehrjähriger Reformprozess zum Abschluss, bei dem die Vereinigung von 115 protestantischen, orthodoxen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen um ein neues Profil gerungen hatte. Die KEK will sich nun vermehrt auf ihre Vision der Zukunft und Mission konzentrieren. Der Dialog unter den Kirchen und mit der Gesellschaft soll vertieft werden, soziale und ethische Fragen etwa aus dem Bereich Migration werden weiterverfolgt. Die Erhaltung von Frieden und Wiederherstellung von Harmonie, das Wachstum auf ein gutes Leben hin bleiben Anliegen der KEK.

Der belgische Theologe Guy Liagre, Präsident der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien, trat Anfang 2012 nach dem Rücktritt des damaligen KEK-Generalsekretärs Viorel Ionita vorerst interimsmäßig dessen Nachfolge an und begleitete den in Lyon 2009 auf 13. Vollversammlung beschlossenen Reformprozess (s. G2W 9/2009, S. 4). Eine Revisionsarbeitsgruppe legte 2012 Empfehlungen zu einer Reform und Generalüberholung der KEK vor. Empfohlen wurden straffere Strukturen und effizientere Abläufe und die Verlegung des Sitzes der KEK von Genf nach Brüssel. Der Umzug soll nun „so schnell wie möglich“ erfolgen.

In Budapest sprach der KEK-Präsident und orthodoxe Metropolit des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in Frankreich, Emmanuel (Adamakis), die fehlende Präsenz einer russisch-orthodoxen Delegation an. Seit 2008 hat die mitgliederstärkste Kirche, die Russische Orthodoxe Kirche – ein Gründungsmitglied der KEK –, die Zusammenarbeit suspendiert, ist aber Mitglied geblieben. Am 18. Juni fand nach Angaben Emmanuels auf Einladung des Leiters des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche, Metropoliti Ilarion (Alfejev) von Volokolamsk, ein Gespräch in Moskau mit Generalsekretär Liagre über einen zentralen Streitpunkt statt: Von den beiden orthodoxen Kirchen in Estland gehört die eine zum Moskauer Patriarchat, die andere jedoch zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Der Status der beiden Kirchen ist zwischen den beiden Patriarchaten noch nicht geklärt. Die dem Ökumenischen Patriarchat angehörende Estnische Apostolische Orthodoxe Kirche entsandte einen Delegierten nach Budapest. Emmanuel betonte die freundliche Atmosphäre des Gesprächs, es „lasse eine Türe offen für die Zusammenarbeit in Zukunft“.

Generalsekretär Liagre wies im Gespräch mit der Katholischen Nachrichtenagentur KNA darauf hin, dass auch die unterschiedlichen Aufgaben der KEK und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) klarer abgegrenzt wurden. Die 1973 gegründete GEKE wolle als konfessionelle Organisation die innerprotestantische Ökumene und Präsenz in Europa verstärken. Beide Organisationen arbeiten in Brüssel zusammen, etwa bei Dokumenten zu gesellschaftlichen und ethischen Fragen (Wirtschaftskrise, Euthanasie und lebensverkürzende Maßnahmen u. a.), wofür die GEKE ein Stabsmitglied zur Verfügung stellt. Dabei kommen GEKE als Stimme des Protestantismus und KEK, auch wenn sie gemeinsame Ausgangspositionen und Einschätzungen zum politischen Leben und den Entwicklungen in Europa teilen, durchaus auch zu unterschiedlichen Antworten. Den Kontakt mit den europäischen Organisationen unterhält die GEKE nicht direkt, sondern nur über die KEK und stärkt somit deren Position.

Partner der KEK auf katholischer Seite ist der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Ihr Vorsitzender, der katholische Primas Ungarns, Péter Kardinal Erdő, sagte in einem Grußwort vor der KEK-Vollversammlung, die religionsfeindliche Haltung der Diktaturen in den ehemaligen Ostblockstaaten habe in den Völkern einst die Sehnsucht nach Freiheit entstehen lassen. Wenn aber eine Gesellschaft Zukunft haben soll, dürfe sie sich „nicht nur auf eine eng gefasste Ideologie“ stützen, sondern müsse auf der „Wahrheit gründen“. Dazu gehörten auch transzendente Werte, so der Erzbischof von Esztergom-Budapest. Dies habe vor 1989 gegolten und gelte immer noch. Allerdings erschwere heute die Säkularisierung des Alltags den Weg zu Gott und die Verwirklichung der „großen Versprechen über Freiheit und Wahrheit“. Wörtlich sagte der Kardinal: „Man hat den Eindruck, dass die Erwartungen, die zur Zeit des Zusammenbruchs des kommunistischen Systems gestellt wurden, nicht realistisch waren.“

KNA-ÖKI, 8. Juli 2013.

Drucken